Quelle: Aleksey Pedosenko, 34 mag.net (Übersetzung)
Wir haben eine Chronologie der Ereignisse mit allen Teilen rekonstruiert. Wir präsentieren hier keine Emotionen oder Interpretationen – nur die Fakten. Erinnern Sie sich daran, wie sich die ukrainische Revolution entfaltet hat, und teilen Sie diese Informationen mit allen, die bisher noch nicht genug darüber wissen.
2013
14.-21. August
Als Reaktion auf die anhaltenden ukrainischen Verhandlungen mit der EU und mit der für November geplanten Unterzeichnung des Assoziierungsabkommens (einschließlich eines vertieften und umfassenden Freihandelsabkommens) verhängt Russland eine Handelsblockade gegen ukrainische Produkte. Da alle Ausfuhren beim Zoll durch strenge Kontrollen müssen, führt dies zu Verlusten für ukrainische Unternehmen, einschließlich der von Oligarchen, die Wiktor Janukowytsch und der Partei der Regionen nahe stehen. Dieser “Handelskrieg” dauert bis zum Spätherbst.
21. November, morgens
Die Werchowna Rada der Ukraine lehnt sechs Gesetzesvorlagen ab, die der ehemaligen ukrainischen Ministerpräsidentin Julia Tymoschenko erlaubt hätten, das Land zur medizinischen Behandlung in Deutschland zu verlassen. Diese Gesetzesvorlagen erhalten die Unterstützung von Mitgliedern der Opposition, sowie von europäischen und US-Diplomaten. Zu diesem Zeitpunkt hat Tymoschenko bereits mehr als zwei Jahre hinter Gittern verbracht. Ihr Zugang zu ärztlicher Behandlung im Ausland ist eine der Bedingungen der EU für die Unterzeichnung des Assoziierungsabkommens.
21. November, nachmittags
Auf ihrer Website kündigt die ukrainische Regierung die Entscheidung über die Aussetzung der Vorbereitungen für die Unterzeichnung des Assoziierungsabkommens aus Gründen von Gefahren für die “nationale Sicherheit” an. Diese Vorbereitungen liefen schon seit sechs Jahren.
21. November abends
Auf seiner Facebook-Seite schlägt der Journalist Mustafa Nayyem eine spontane Kundgebung auf dem Maidan Nesaleschnosti (Platz der Unabhängigkeit) im Zentrum von Kyiw vor. In der gleichen Nacht versammeln sich 2.000 pro-europäische Demonstranten auf dem Hauptplatz des Landes. Dutzende Politiker und Aktivisten halten Reden auf der neu gebauten Bühne. Die Kundgebung setzt sich während der Nacht und in den kommenden Wochen und Monaten fort. Sie erhält den inoffiziellen Namen Euromaidan.
24. November, nachmittags
Die bis dahin größte Demonstration seit der Orangenen Revolution findet in Kyiw statt – 100.000 Menschen marschieren vom Schewtschenko-Park zum Europäischen Platz. Die Oppositionsparteien beginnen, ein Zeltlager vor dem Ukrainischen Haus auf dem Europäischen Platz zu errichten.
24. November, abends
Überparteiliche Bürgeraktivisten versammeln sich rund um die Säule auf dem Maidan Nesaleschnosti und bleiben dort. Sie haben ihre eigenen Protestaktionen gegen die Aussetzung der Vorbereitungen für das Assoziierungsabkommen und weigern sich, irgendwelche Banner von Parteien zuzulassen.
25. – 27. November
Zwei gleichzeitige Proteste finden im Zentrum von Kyiw statt. Die Oppositionsparteien haben ihre Kundgebung auf dem Europäischen Platz, während die Bürgeraktivisten, denen sich Tausende von Studenten anschlossen, den Maidan Nesaleschnosti besetzen. Die überparteiliche Maidan versammelt mehr und mehr Menschen um sich, während die Teilnahme an den politischen Aktionen auf dem Europäischen Platz abnimmt. Ein noch nicht so genannter Euromaidan, der von Studenten angeführt wird, versammelt sich im Zentrum von Lwiw (Lemberg).
27. November abends
Der “politische” Maidan akzeptiert ein Angebot von Aktivisten der Zivilgesellschaft, die Kundgebungen zu vereinen. Politiker und Anhänger der Parteien Batkiwschtschyna, UDAR und Swoboda ziehen ihre Parteibanner ein und schließen sich der Kundgebung auf dem Maidan Nesaleschnosti an.
28. November
Während des Gipfels in Vilnius weigert sich der ukrainische Präsident Wiktor Janukowytsch explizit, das Assoziierungsabkommen zu unterzeichnen. Ein Video auf der Webseite zeigt die informellen Kommunikationen zwischen den europäischen Staats- und Regierungschefs, darunter des Präsidenten der Europäischen Kommission, José Manuel Barroso, und Janukowytsch. Die Europäer machen einen letzten Versuch, Janukowytsch zu überzeugen, aber er hält dagegen, dass das Abkommen die wirtschaftliche Sicherheit des Landes bedrohe und zu Milliarden von Verlusten für die ukrainische Wirtschaft führen könnte. Er klagt auch darüber, er habe es “seit mehreren Jahren mit einem sehr starken Russland allein bewältigen müssen”.
29. November
Der Euromaidan bleibt im Zentrum von Kyiw und ist durch Janukowytschs Antwort demoralisiert. Er hat nicht auf die Forderungen der Demonstranten gehört. Die Polizei verhindert, dass die Opposition die Proteste auf dem Maidan Nesaleschnosti sich ausweiten. Zur gleichen Zeit versucht das Amt des Bürgermeisters die Demonstranten vom Platz zu entfernen und den jährlichen Weihnachtsbaum per Gerichtsentscheidung aufstellen zu lassen.
30. November Frühmorgens
Nach 03.00 Uhr zerstreuen ein paar Hundert Berkut-Aufstandsbekämpfungspolizisten gewaltsam die Demonstranten auf dem Maidan. Ihr offizieller Grund: die Dekoration des Platzes für die Silvester- und Weihnachtsfeiern.
30. November Morgen
Viele Ukrainer werden durch Anrufe von besorgten Freunden und Familie geweckt, die die Nachrichten über die gewaltsame Auflösung des Euromaidan lesen. Videos über Polizisten, die Demonstranten auf den Straßen Kyiws jagen und schlagen, werden über das Web verbreitet. Dutzende von Aktivisten finden Zuflucht im St-Michaels-Kloster, 1 km vom Maidan Nesaleschnosti entfernt. Sie bauen Barrikaden und bitten um Hilfe. Ab dem frühen Morgen sind Hunderte und Tausende von Kyiwer Bürger zum St.-Michaels-Platz gekommen. Sie bringen Medizin, Lebensmittel, heißen Tee und warme Kleidung für die Demonstranten..
30. November abends
Ein spontanes Treffen auf dem St.-Michaels-Platz verwandelt sich in eine Kundgebung von 10.000 Personen. Die Opposition kündigt ihre Planung an, am 1. Dezember einen Demonstrationsmarsch und Protestaktionen gegen die Polizeigewalt abzuhalten.
Junge Aktivisten der rechtsextremen Bewegungen und Fußballfans versammeln sich vor dem Eingang der Diplomatischen Akademie am St.-Michaels-Platz. Sie hängen ein Banner für den “Rechten Sektor” auf, rüsteten sich mit Stöcken aus und beginnen Widerstand gegen Polizeiangriffe zu trainieren.
Am selben Abend ruft eine Gruppe von aktiven Bürgerinnen und Bürger Autofahrer zu einer Kundgebung in Kyiw auf. Die Initiative folgen Hunderten von Fahrern, die in der Nacht in ganz Kyiw in Kolonnen fahren, sie rufen die Menschen auf, am 1. Dezember zum Maidan zu kommen. Eine “AutoMaidan”-Gruppe wird auf Facebook erstellt.
Diese beiden Bewegungen sind am gleichen Tag entstanden und werden eine Schlüsselrolle bei dem Sieg der ukrainischen Revolution über das Janukowytsch-Regime spielen.
1. Dezember
Hunderttausende von Menschen versammeln sich im Zentrum von Kyiw. Die Demonstranten besetzen den Maidan Nesaleschnosti und blockieren die Straße. Die Oppositionsparteien lassen eine große Bühne bauen und richten Büros für ihre Mitarbeiter in dem von ihnen angemieteten Gewerkschaftsgebäude ein. Das Gebäude wird das Hauptquartier des nationalen Widerstandes, und ein großes Zeltlager entsteht auf dem Maidan. Gleichzeitig besetzen Demonstranten das Amt des Bürgermeisters und die Stadtverwaltung – ohne Widerstand von Sicherheitsbeamten.
Am gleichen Tag gehen Demonstranten zur Verwaltung des Präsidenten auf der Bankowa-Straße, wo radikale Aktivisten versuchen, durch die Polizeiketten in das Gebäude einzudringen. Nach einer Pattsituation von mehreren Stunden zerstreuen Berkut-Polizeieinheiten gewaltsam die Demonstranten auf der Bankowa und verhaften Dutzende von Aktivisten, Journalisten und Ärzten. Die inhaftierten Bürger werden geschlagen und auf die Knie gezwungen. Sie werden die Ersten sein, gegen die Anklage wegen Organisation eines Aufstands erhoben werden.
Trotz der Forderungen der Demonstranten, die für die Zerstreuung des Euromaidan Verantwortlichen “zu identifizieren und zu bestrafen, rechtfertigen die Behörden den Einsatz von Gewalt. Wiktor Janukowytsch sagt nur, er “begrüße” diejenigen, die für ihre Rechte auf den Straßen kämpfen.
3. Dezember
Die Oppositionsfraktionen in der Werchowna Rada initiieren ein Misstrauensvotum. Der Antrag scheitert mit 186 gegen 226 Stimmen. Ein weiteres Misstrauensvotum kann nach dem ukrainischen Gesetz nicht vor Februar 2014 eingeleitet werden.
8. Dezember
In Kyiw findet an einem weiteren Sonntag ein “Marsch einer Million” statt, es versammeln sich mehr als 800.000 Menschen. Europäische Politiker nennen dies die größte pro-europäische Demonstration in der Geschichte Europas. Die Zeltlager auf dem Maidan und der Chreschtschatyk-Straße werden immer größer; die Demonstranten verteidigen das Gebiet vor Angriffen von Polizeibeamten und “Tituschki” (gedungene Schlägerbanden), indem sie Barrikaden bauen. Der Abgeordnete Andrij Parubyj versammelt die Freiwilligen des Maidan in Selbstverteidigungseinheiten. Sie sind mit Holzschilden und Helmen ausgerüstet und manchmal mit Holzstäbchen gepanzert.
10. Dezember
Die Hohe Repräsentantin der EU für Außenpolitik und Sicherheit, Catherine Ashton, besucht Kyiw. Sie führt Gespräche mit Wiktor Janukowytsch und der Opposition. Später an diesem Tag kommt die Staatssekretärin für europäische und eurasische Angelegenheiten, Victoria Nuland, in Kyiw an.
11. Dezember
Trotz der Anwesenheit von Ashton und Nuland – und damit direkt vor den Augen der europäischen und amerikanischen Diplomaten – versuchen ukrainische Spezialeinheiten gegen 1.00 Uhr morgens eine gewaltsame Räumung des Euromaidan. Aufgrund einer nächtlichen Mobilmachungsaktion gelingt es den Maidan-Verteidigern, sich selbst zu schützen, und die Polizei muss sich gegen Morgen zurückziehen. Am Ende machen sie einen lächerlichen Versuch, das Gebäude der Stadtveraltung Kyiw zu überfallen: Tausende Demonstranten zwingen die Polizeibusse zu wenden.
14. Dezember
Mehr als 10.000 Maidan-Gegner versammeln sich auf dem Europa-Platz zu einer Kundgebung. Mitglieder der Regierung und der Partei der Regionen beteiligen sich. Die meisten Demonstranten wurden mit Bussen aus dem Süden und Osten der Ukraine hergebracht. Sie verlassen den Platz sofort nach dem Treffen. Der so genannte “Antimaidan” wird unter Polizeischutz auf dem Platz vor der Werchowna Rada an den Tagen von wichtigen Abstimmungen im Parlament aktiviert. Am selben Abend gibt die Band “Okean Elzy” ein historisches Konzert auf dem Maidan Nesaleschnosti: etwa 100.000 Menschen besuchen die Kundgebung und hören die Band.
17. Dezember
Russland und die Ukraine unterzeichnen eine Vereinbarung über ein Milliarden-Darlehen und einen vergünstigten Gaspreis, um eine Wirtschaftskrise zu verhindern. Die Maidan-Aktivisten fallen wieder in Verzweiflung.
25. Dezember
Die Journalistin und Bürgerrechtlerin Tetjana Tschornowil wird von drei Angreifern auf der Landstraße Kyiw-Borispil angehalten und brutal zusammengeschlagen. Tschornowil ist berühmt für ihre bekannten Anti-Korruptions-Untersuchungen, insbesondere über Wiktor Janukowytschs große Immobilie in Meschyhirja außerhalb von Kyiw. Später werden Aufzeichnung mit Informationen darüber, welche Autos Tschornowil benutzt hat, im Sicherheitskontrollzentrum von Meschyhirja gefunden werden.
29. Dezember
Der Automaidan veranstaltet eine große Auto-Rallye zum Wohnsitz Janukowytschs in Meschyhirja. Bis zu 10.000 Menschen nehmen an der Rallye teil. Kurz danach werden Automaidan-Aktivisten Opfer von Verfolgungsmaßnahmen und Angriffen von ukrainischen Spezialeinheiten und der Tituschki.
31. Dezember
Hunderttausende Menschen feiern Silvester auf dem revolutionären Maidan.
2014
16. Januar
Eine Pro-Regierungs-Mehrheit in der Werchowna Rada verstößt gegen die Geschäftsordnung und verabschiedet ein Gesetz über das Budget sowie eine Reihe von Gesetzen, die die bürgerlichen Freiheiten und Rechte einschränken, das Demonstrationsrecht, die Freiheit der Medien, das Tragen von Helmen während der Proteste wird verboten, usw … Diese Gesetze machen die meisten Euromaidan-Taktiken illegal.
19. Januar
Nach Appellen von Automaidan-Aktivisten und einem weiteren Sonntagsprotest – und des Wartens auf konstruktive Vorschläge und Anführer müde – versucht ein großer Teil der Demonstranten, über die Hruschewskij-Straße zur Werchowna Rada zu gelangen. Sie werden von den Streitkräften mit einer Blockade der Straße aus Bussen und anderem schwerem Gerät sowie Absperrungen der Polizei davon abgehalten. Gespräche zwischen Vitali Klitschko und der Polizei sind fruchtlos, und Aktivisten des “Rechten Sektors” versuchen, die Absperrungen zu durchbrechen. Sie werfen Molotow-Cocktails und setzen mehrere Busse in Brand. Die Polizei setzt Rauchgranaten ein und verhaftet einzelne Demonstranten.
21. und 22. Januar
Die Polizei versucht, die Demonstranten auf der Hruschewskij-Straße zu zerstreuen, und verhaftet Dutzende von ihnen. Es gibt Meldungen über Folter und Erniedrigungen. Jemand veröffentlicht ein Video von der Folter des Kosaken Michail Hawriljuk durch die Sonderpolizei Berkut, die ihn bei Frost vollständig nackt zeigen.
Darüber hinaus gibt es weitere Nachrichten, denen zufolge die Bürgeraktivisten Ihor Luzenko und Jurij Werbitzki von unbekannten Personen aus dem Oleksadriwska-Krankenhaus entführt wurden. Dmytro Bulatow, einer der Automaidan-Anführer verschwindet ebenfalls.
Bis zum Ende des Tages gelingt es den Demonstranten, die Polizeiangriffe zurückzuschlagen und einen Rauchvorhang durch brennende Reifen zu erzeugen. Am Morgen des 22. Januar wurden die ersten Opfer des Konflikts getötet: Michail Schysnewski, ein belarusischer Bürger, und Sergeij Nigojan, ein ethnischer Armenier, sterben durch Polizeischüsse oder Granatensplitter. Einige Tage stirbt ein weiterer Aktivist, Roman Senik, in einem Krankenhaus. Am Abend des 22. Januar wird Ihor Luzenko in den Wäldern außerhalb von Kyiw aufgefunden: Er wurde gefoltert, geschlagen und in einer kalten Garage gefangen gehalten. Jurij Werbitzki wurde ermordet – seine Leiche wurde am gleichen Tag im Wald gefunden.
https://www.youtube.com/watch?v=z0zD3pOG-Tk
24. Januar
Aktivisten der Opposition besetzen Gebäude der lokalen Verwaltungen in den westlichen und zentralen Regionen der Ukraine sowie in einigen Städten des Ostens, wo sie versuchen, Volksräte zu schaffen – “Alternative Behörden”. In Tscherkassy, Saporischschja, Dnipropetrowsk und Sumy führen diese Maßnahmen zu gewaltsamen Räumungen: Dutzende werden geschlagen und festgenommen.
28. Januar
Ministerpräsident Nikolaj Asarow bietet seinen Rücktritt an. Die Behörden versuchen, die Spannungen zu entschärfen: Es gibt Gespräche mit den Oppositionsführern, das Parlament führt Debatten zur Frage der Amnestie für verhaftete Demonstranten.
29. Januar
Wiktor Janukowytsch schafft es, eine Rebellion innerhalb der Partei der Regionen zu unterdrücken, während es der Partei gelingt, ihre Version des Amnestiegesetzes zu verabschieden. Festgenommene Aktivisten sollen freigelassen werden, nachdem die Demonstranten im ganzen Land die Regierungsgebäude verlassen haben, einschließlich der Kyiwer Stadtverwaltung und der Chreschtschatyk-Straße.
31. Januar
Dmytro Bulatow, der am 22. Januar entführt worden war, wird lebendig in Umgebung von Kyiw aufgefunden. Nach seinem Verschwinden wurde er gefoltert und geschlagen. Aufgrund der ihm von seinen Entführern gestellten Fragen könnten seine Entführer aus dem Umkreis von Wiktor Medwedtschuk kommen, dem Anführer der pro-russischen Bewegung “Ukrainski vybor”, dessen Kinder Wladimir Putin zum Paten haben.
17. Februar
Das Gesetz über die Amnestie tritt in Kraft: Die Demonstranten folgen den meisten der Bedingungen, und Gerichte beginnen, Aktivisten aus der Haft in Hausarrest oder unter Aufsicht von Abgeordneten der Opposition zu entlassen.
18. Februar
Es gibt erfolglose Gespräche zwischen der Opposition und Janukowytsch über die Rückkehr zur Verfassung von 2004. Das Scheitern der Gespräche ermutigt Demonstranten zur Blockade des Parlaments, sie fordern Gesetzesänderungen. Am Morgen marschieren Zehntausende von Demonstranten und die die am höchsten mobilisierten Gruppen innerhalb der Maidan-Selbstverteidigungseinheiten auf das Parlamentsgebäude zu – aber es war bereits von Polizei und Tituschki umstellt. Die Blockade führt zu blutigen Zusammenstößen: Mehrere Maidanaktivisten und Polizisten sterben, und die Polizei versucht, den Maidan zu stürmen.
19. bis 20. Februar
Gewaltsame Zusammenstöße rund um den Maidan setzen sich fort; Dutzende von Aktivisten sterben, und das Gewerkschaftshaus – der Hauptsitz des Widerstand und des medizinischen Dienstes – wird in Brand gesetzt. Am Morgen werden die verbrannten Leichen aus dem Gewerkschaftsgebäude geborgen.
20. Februar Morgens
Spezialeinheiten der Polizei und Truppen des Innenministeriums beginnen, den Bereich des Maidan zu verlassen und laufen die Institutska-Straße und die Hruschewskij-Straße hinauf. Demonstranten folgen ihnen, um den Schutz des Maidan zu verstärken und neue Barrikaden zu errichten, aber in diesem Moment beginnen Scharfschützen zu schießen. In weniger als einer Stunde werden Dutzende von Menschen auf der Institutska-Straße getötet und weitere schwer verletzt. Ihre mehr oder wenger schusssicheren Westen können sie nicht schützen, denn die Scharfschützen zielen auf die Köpfe.
https://www.youtube.com/watch?v=2IcMmpXhRIw
21. Februar Morgens
Die EU und USA verhängen persönliche Sanktionen gegen einige derjenigen ukrainischen Beamten, die für das Schießen auf Demonstranten verantwortlich sind. Als Ergebnis der Gespräche mit Beteiligung von EU, USA und Russland unterzeichnet Janukowytsch eine Einigung mit der Opposition und verspricht vorgezogene Präsidentschaftswahlen spätestens im Dezember 2014 sowie die Rückkehr zur Verfassung von 2014 bis September. Die Vereinbarung wird von allen Parteien unterzeichnet, außer von Russland.
21. Februar Abends
Auf dem Maidan finden Trauerfeiern statt. Die Oppositionsführer, die die Bedingungen der Vereinbarung bekannt geben, werden ausgebuht. Wolodymyr Parasjuk, ein Mitglied der Selbstverteidigungseinheiten, klettert auf die Bühne und fordert den Rücktritt von Janukowytsch und seine Verhaftung. Ansonsten verspricht er, werden die Demonstranten seine Regierungsgebäude und die Residenz des Präsidenten in Meschyhirja angreifen.
https://www.youtube.com/watch?v=T2BlxlCXyQI
22. Februar, am frühen Morgen
Wiktor Janukowytsch und andere Beamten fliehen aus Kyiw. Die Residenz in Meschyhirja wird aufgegeben – Selbstverteidigungsgruppen öffnen sie für Öffentlichkeit. Am Samstag erscheint Janukowytsch in Charkiw, begibt sich dann nach Donezk, wo er erfolglos versucht, nach Russland zu fliegen. Später wird Janukowytsch in Rostow-am-Don auftauchen.
22. Februar
Die Werchowna Rada enthebt Wiktor Janukowytsch seines Amtes, weil er sich aus der Führung des Landes zurückgezogen hat. Präsidentschaftswahlen werden für den 25. Mai 2014 angesetzt. Oleksandr Turtschynow, der neu gewählte Präsident der Werchowna Rada, wird Amtierender Präsident der Ukraine.
22. Februar Abends
Julia Tymoschenko wird aus dem Krankenhaus in Charkiw entlassen. Zuvor verabschiedete das Parlament Gesetze, durch die die Strafverfahren gegen sie eingestellt werden. Julia Tymoschenko hält eine Rede auf dem Maidan.
24. Februar
Wiktor Janukowytsch wird national und international wegen seiner Anordnung an die Sicherheitskräfte, auf die Demonstranten in Kyiw zu schießen, zur Fahndung ausgeschrieben.
23. bis 27. Februar
Eine neue Koalition wird in der Werchowna Rada gebildet. Arseni Jazenjuk wird zum Ministerpräsidenten gewählt. Das neue Kabinett wird aus Mitgliedern der Parteien Batkiwschtschyna und Swoboda sowie aus Maidan-Aktivisten gebildet. Die UDAR-Partei weigert sich, in die Regierung einzutreten, statt dessen schließt sie sich der Koalition an und unterstützt die neuen Minister.
27. Februar Morgen
Nicht identifizierte Soldaten besetzen das Gebäude der Regierung und das Parlament in der Ukrainischen Autonomen Republik Krim. Abgeordnete des Krim-Parlaments kündigen ein Referendum über den Autonomie-Status der Krim an, während russische Truppen, die sich als “Selbstverteidigungskräfte der Krim” bezeichnen, Militäranlagen und die militärische Infrastruktur auf der Krim zu blockieren beginnen.
1. März
Russlands Präsident Wladimir Putin erhält die Zustimmung vom Föderationsrat (Oberhaus des Parlaments), jederzeit eine Invasion der Ukraine durchzuführen, was den Beginn der größten geopolitischen Krise des frühen 21. Jahrhunderts markiert.