von Dagmar Schatz
Die widerliche Zurschaustellung der ukrainischen Geiseln der russischen Okkupanten von Donezk gibt mir Anlass, das zu veröffentlichen, was ich schon für ein Kalenderprojekt vorbereitet hatte. Ich habe es überarbeitet und das eigentlich vorgesehene Bild deutscher Kriegsgefangener gegen das Bild der heute zur Schau gestellten Geiseln (da die russischen Verbrecher von Donezk keine Armee sind, sind die durch ihr eigenes Land getriebenen Geiseln natürlich auch keine “Gefangenen”) ausgetauscht:
50.000 (nach anderen Quellen 57.000 oder 70.000) deutsche Kriegsgefangene, wurden bei ihrem Marsch von ihren Sammelquartieren, der Pferderennbahn und demDynamo-Stadion, zum Belorussischen Bahnhof am 17. Juli 1944 , von dem aus sie in die Kriegsgefangenenlager abtransportiert wurden, durch Moskau geführt. Angeblich sollen als Bewacher hauptsächlich Soldaten ausgesucht worden sein, die optischdem arischen Herrenmenschenideal – groß und blond – am nächsten kamen, und diese mit neuen Uniformen ausgerüstet worden sein und die einen deutlichen Kontrast zu den depressivdahinschlurfenden Deutschen bildeten. Am Schluß der Marschkolonne fuhren
Reinigungswagen: man hatte dieausgehungerten Soldaten am Vorabend großzügig mit Schmalzbroten und „Kascha“,Getreidebrei verpflegt, nicht beachtend, daß dies eine verheerende Wirkunghatte: Durchfall! Neben dem Durchfall musste dann noch aufkommende Panikbeherrscht werden, da die Landser befürchteten, sie seien vergiftet worden.
Die meisten Veröffentlichungenbehaupten die Gefangenen – die meisten von ihnen gerieten in der OperationBagration (s.22.6.) in sowjetische Gefangenschaft – seien allesamt nach„Sibirien“ weitertransportiert worden – für Deutsche eine Seelenlandschaft, dasSynonym für die Hölle. Das ist falsch. Richtig ist, daß viele dieser Gefangenennach Westen verlegt wurden, um dort – wie mit den Westalliierte abgesprochen – an der Beseitigung der von ihnen angerichtetenZerstörungen mitzuwirken.
Weitere Märsche von deutschenKriegsgefangenen fanden Sommer bis Ende 1944 u.a. in Leningrad, Minsk und Kiew statt.
Diese Gefangenenmärsche wurden inMoskau und St.Petersburg – Leningrad zu Sowjetzeiten – schon während des ErstenWeltkriegs durchgeführt. Und so mochte auch der Terror-Abschaum von Donezk nicht darauf verzichten: zum ukrainischen Unabhängigkeitstag seine Geiseln – da dieTerroristen natürlich keine Armee, sondern eine Verbrecherbande sind, können ihreOpfer auch keine „Gefangenen“ sein – in deren eigenem Land vorzuführen. Das Zur-Schau-Stellen von Gefangenen ist eine Verletzung der Genfer Konvention. Das waren auch schon die Märsche von 1944, das wäre, wenn man mal einen Moment annimmt, daß es sich bei den russischen Verbrechern von Donezk um eine Armee handelt, dieser „Unabhängigkeitsmarsch“gewesen, der – bis auf die Gewehrhaltung – die Märsche von 1944 nachstellt. Explizit aufgenommen wurde das Verbot der Zur-Schau-Stellung zwar schon 1949, es galt jedoch schon vorher als No-Go. Esfehlt lediglich Pillen-Igor auf dem Pferd. Aber der ist ja, äh, verhindert.
Übrigens hat die Rote Armee die Wehrmachtssoldaten besser behandelt, als die Donezker Verbrecher ihre Gefangenen: die Ukrainer müssen – durch Ihr eigenes Land!!! – mit auf dem Rücken gefesselten Händen laufen. Das mussten die Wehrmachtssoldaten nicht! Auch die am Schluß der Donezker Geiselparade fahrenden Reinigungswagen wurden der Moskauer Parade von 1944 abgeguckt. Was für einen Sinn die damals hatten –siehe oben. Offenbar kennen die russischen Okkupanten ihre eigene Geschichte nicht.
Von Dr. med. Dagmar Schatz, Allgemeinmedizin, Rettungsmedizin, Oberfeldarzt in der Bundeswehr.
Video: Die russischen Gefangenen-Zurschaustellungen, Donezk, Ukraine, 24. August 2014