vom 04.03.14
Mithilfe von Nachrichtenagenturen, Fernsehsendern und Webseiten führen die russischen Geheimdienste seit mindestens zwei Jahren eine aggressive Propaganda gegen die Ukraine. Zuerst mit dem Ziel, das Abkommen zwischen der EU und Ukraine zu untergraben, jetzt, um das Land zu spalten und einen Informationshintergrund für einen Krieg mit der Ukraine zu schaffen.
Wir stellen Ihnen hier einige der absurdesten Beispiele der Lügen seitens der russischen Propaganda vor, die von den bekanntesten russischen Zeitungen und Fernsehkanälen verbreitet wurden.
Auf der Krim töten bewaffnete Schläger russische Staatsbürger.
Als einen Grund für den Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine nannte der russische Präsident, Wladimir Putin, die Lebensgefahr für russische Bürger auf der Krim. Die Sprecherin des Föderationsrats von Russland, Walentina Matwienko, behauptete, es hätte Tote gegeben. Und ausgerechnet der Föderationsrat stimmte der Anfrage Putins über eine militärische Intervention zu. Um den Mythos über Tote und Extremisten auf der Krim zu unterstützen, veröffentlichte das russische Fernsehen einen Bericht über vermeintliche Schießereien in Simferopol.
Wie Journalisten feststellten, kamen als Bandera-Anhänger bezeichnete Männer in schwarzen Kleidern in Bussen mit Nummernschildern der Krim und Logos des Krimer Löwenparks “Taigan”, der in Belogorsk bei Simferopol liegt, auf die Krim. Ausserdem besaßen diese Unbekannten die neusten russischen Waffen – AK 100 und RG-94-Granatwerfer, die nur auf der Arsenalliste der russischen Armee stehen.
http://www.youtube.com/watch?v=qcFnQ6k-q00
Die Regisseure haben sich auch mit den Blutspuren verkalkuliert – Blutspuren gab es nämlich gar keine, obwohl die Menschen auf dem Pflaster lagen, als wären sie getötet. Die Geschehnisse in Simferopol beleuchtete der (russische) Oppositions-TV Sender Doschd (übersetzt “Regen” Anm. d. Üb.). Bei einer Schaltung auf die Krim berichtete der Journalist, dass es sich anhand der Patronenhülsen nach der Schießerei um Platzpatronen handelt. “Wer auf wen geschossen hat ist unklar, die russischen Militärs nahmen zuerst Kampfstellung neben dem Ministerratsgebäude ein, kehrten aber nach 15 Minuten zum Gebäudeeingang zurück, anscheinend wurde ihnen berichtet, dass die Gefahr vorbei ist,” berichtete der Journalist.
Einen anderen Bericht, ähnlich in der Bedeutung, zeigte der staatliche TV Sender Rossija 24 im Nachrichtenprogramm “Westi”. Dort zeigte man, während der Beschreibung der Ereignisse auf der Krim, den ganzen Bericht hindurch Archivaufnahmen von Zusammenstößen, die man unlängst während der Konfrontationen in Kyiw aufgenommen hatte. Dabei wurden die Bilder als Ereignisse in Simferopol betitelt und kommentiert:
Im Endeffekt hat sogar der russische Generalkonsul der Krim die Informationen über die bei den Schießereien Getöteten widerlegt.
“Es gibt keine Information über Opfer oder Verletzte” – sagte er. Doch das russische Fernsehen und die Staatsbeamten behaupten weiterhin das Gegenteil und bestehen darauf, dass in der Ukraine russische Bürger erschossen werden.
Ukrainer fordern Einverleibung an Russland
Das russische Fernsehen nannte die Aktionen in den südostlichen Regionen der Ukraine “Russischer Frühling”. Der Name entspricht nicht den Tatsachen – die Ukrainer haben mit den Ereignissen nichts zu tun, fordern keine Spaltung des Landes und sind gegen den Truppeneinmarsch. Dafür sind “Schauspieler” für die Spaltung und einen Einmarsch. Dabei machen sie aus ihrer Rolle keinen Hehl.
“Gerade jetzt! Wir haben die Charkiwer Verwaltung befreit. Über dem Gebäude wurde die russische Flage gehisst. Ratet mal von wem?” – schreibt Mika Ronkainen, ein russischer Aktivist aus Moskau, der früher, nach Informationen russischer Journalisten, an der Diskreditierung der russischen Opposition beteiligt war. Jetzt wurde der Aktivist und seine Freunde im Rahmen des politechnologischen Kreml-Projektes “Russischer Frühling” in die Ukraine gebracht. Die Mehrheit der “Touristen” wurde über soziale Netzwerke gesammelt und mit Bussen aus Rostow-am-Don und Belgorod in die Ukraine gebracht.
Ein ukrainisches Flaggschiff und die ganze Flotte sind auf die Seite der Russischen Föderation übergelaufen.
Seit praktisch den ersten Tagen der Invasion der Krim durch russische Truppen haben die russischen Medien über mehrere Kanäle Information darüber verbreitet, dass das Flaggschiff der ukrainischen Flotte “Getman Sagajdatschnyj” auf die russische Seite übergelaufen sei und die russische Fahne gehisst habe. Entsprechende Informationen – einmal mit Berufung auf Quellen, einmal auf Duma-Abgeordnete – wurden auf mehreren russischen Webseiten und in Fernsehsendern verbreitet.
Was nicht schon alles in den russischen Medien geschrieben wurde. Nach der einen Information befindet sich die Fregatte in Sewastopol. Nach der anderen ist sie von Sewastopol nach Odesa unterwegs. In Wirklichkeit ist das Schiff noch nicht einmal in die Ukraine zurückgekehrt – in den letzten Monaten befand es sich auf einer Sondermission der NATO bei der Piratenbekämpfung an der Küste Somalias. Zur Zeit befindet sich die Fregatte auf Kreta und steht immer noch unter der ukrainischen Flagge. Die Mannschaft ist bereit in die Ukraine zurückzukehren und hat nicht vor, ihren Eid zu brechen.
Kreta, 02.02.2014
“Ukrainische Militärs bleiben ihrem dem ukrainischen Volke gegebenem Eid treu, führen ehrenhaft ihre Pflichten weiter aus und tragen mit Stolz die ukrainische Flagge auf dem Weg zur heimischen Küste,” meldete der Kommandant des nationalen Kontingents, Konteradmiral Andrij Tarasow. Er betonte, dass das Personal über die Berichte der ausländischen Medien bezüglich ihres Verrats empört ist.
Der russische Nachrichtendienst RIA Nowosti berichtete, sich auf eine Quelle berufend, über massenhafte Überläufe ukrainischer Militärs der Krim auf die russische Seite: “manche Militärangehörige sind einfach geflüchtet, manche haben die Kündigung eingereicht”.
Quellen werden folgendermaßen erstellt:
Es wird eine Webseite erstellt – eine genaue Kopie der populären Webseite – in diesem Fall die Seite der “Ukrainska Prawda”, auf dieser Seite wird die erforderliche Neuigkeit platziert. Diese Webseite gibt es immer noch, die Nachricht wurde bereits gelöscht aber im Google-Cache kann man sie noch finden.
Link für den Google-Cache
Die Echtheit der Seite kann man nur anhand der Adresse feststellen: prawda.biz.ua ist der Fakezwilling der pravda.com.ua, die Webseite wird beinahe in Echtzeit aktualisiert.
Tatsächlich werden die Pressestellen und zuständigen Dienststellen des Verteidigungsministeriums der Ukraine seit fast einer Woche gezwungen, sich mit einer einzigen Sache zu beschäftigen – die Lügen der russischen Medien zu widerlegen, die mit Verweisen auf “Quellen” veröffentlicht werden. “Die verbreitete Information entspricht nicht der Wahrheit und ist eine Provokation ” – zum zigsten Mal erklärt man dies im Verteidigungsministerium in Reaktion auf die Veröffentlichung.Trotz der Provokationen seitens russischen Militärs bleiben die ukrainischen Truppen ihrem Eid treu. Das Einzige, was sie zurückhält – es wird kein Schießbefehl gegeben. In den sozialen Netzen schreiben die Soldaten über ihren Hass auf Putin und ihre Treue zum Eid. Die Kommandanten bestätigen: “Wir bleiben unserem Eid der Ukraine treu. Niemand wird die Waffen ablegen und die russische Flagge hissen. Eine Kapitulation des Personals wird nicht stattfinden,” erklärte Kommandeur des 1. Bataillons der Küstenwache der ukrainischen Marine Dmitrij Deljatitskij aus Feodossija.
Soldaten teilen Fotos in den sozialen Netzwerken und schreiben über ihren Hass auf Putin für seine Entscheidung, die russische Armee gegen die Ukraine einzusetzen.
Massenflucht der Ukrainer nach Russland
Der russische staatliche Fernsehsender “Erster Kanal” (“Perwyj Kanal”) berichtete, dass ukrainische Bürger massenhaft zu Flüchtlingen werden und – natürlich – fliehen sie in Richtung Russland. Genannt werden fabelhafte Zahlen: zuerst war die Rede von 140.000 Flüchtlingen, am nächsten Tag – von 600.000. Als Beweis zeigten sie eine Autoschlange an der Grenze, die sie ukrainisch-russische Grenze nannten.
In Wirklichkeit befindet sich der Grenzübergang “Schehyni” im Bezirk Mostyska in der Region Lwiw (Lemberg) an der ukrainisch-polnischen Grenze. Doch selbst dort ist alles im normalen Bereich, wie die ukrainischen Grenzbeamte anmerken – keine Flüchtlinge in Sicht, an keinem der Kontrollpunkte der Ukraine.
Und so sieht der Kontrollpunkt an der Grenze mit der Russischen Föderation Goptowka-Nehoteewka der Region Charkiw aus:
Screenshot der Webcam. Hunderttausende Flüchtlinge, nach Angabe der russischen Medien retten sich vor den Bandera-Anhängern und fliehen in Richtung Russland.
Und Russia Today (RT), der für den Westen sendet, verkündete 675.000 als Flüchtlingszahl und nannte es eine humanitäre Katastrophe.
Der Westen unterstützt Russland
Eines der letzten Beispiele für die Lügen in den russischen Medien ist die Interpretation der Position des US-Staatssekretärs John Kerry bezüglich der Ereignisse in der Ukraine:
Die wichtigsten Thesen werden folgendermaßen definiert: Die USA wollen keinen Kalten Krieg mit Russland und sind bereit zusammen mit Moskau “gegen alle Art Schläger und Kriminelle” vorzugehen. Außerdem wird in dem Bericht behauptet, US-Präsident Barack Obama hätte “klar zu verstehen gegeben, dass wir bereit sind, mit Russland zusammenzuarbeiten… Wir verstehen, dass Russland eigene Interessen auf der Krim hat”. Die Nachricht mit dieser Interpretation haben alle russischen Medien abgedruckt, einschließlich der sogenannten oppositionellen Medien.
John Kerrys Erklärung enthällt tatsächlich die Aussage über den Unwillen der USA, wieder einen Kalten Krieg zu beginnen – doch nur ganz am Ende des Textes. Und an sich klingt sie erklärbar und logisch. Doch die Ansprache an die russische Regierung sieht ganz anders aus, als sie von den russischen Medien vorgetragen wird. In Wirklichkeit nannte Kerry die russische Intervention in der Ukraine “einen beispiellosen Akt der Aggression”
Offen drohte er Moskau mit harten Reaktion seitens der internationalen Gemeinschaft, einschließlich der völligen wirtschaftlichen Isolation. “Im 21. Jahrhundert darf man sich nicht so wie im 19. benehmen und in ein anderes Land unter völlig erdachtem Vorwand eindringen”- erklärte Kerry.
Außerdem verurteilten alle Mitglieder der G7 die Vorgehensweise Moskaus und stoppten die Vorbereitungen des von Moskau in Sotschi geplanten Gipfeltreffens der G8 als Zeichen des Protests gegen die russische Intervention in der Ukraine. In der Tat wurde Kyiw von allen Industrieländern unterstützt. Unter den Unterstützern der territorialen Integrität der Ukraine sind die USA, Großbritanien, China, Frankreich, Japan, Deutschland, Italien, Kanada, Australien, Polen und alle anderen EU-Länder.
Währenddessen wird die Propaganda weiter geführt. Täglich denken sich die russischen Medien neue Lügen aus mit dem Ziel, die Ukraine, ihre Regierung, Bürger und Armee zu diskreditieren. Die aggressive Stellung seitens Moskau untergräbt jede Hoffnung auf eine friedliche Lösung des Konflikts, Russland macht Zombies aus ihren eigenen Bürgern, erschafft weitere Mythen als Boden für die Invasion in die Ukraine. Hoffnung macht jedoch die Tatsache, dass die russischen Soldaten auf der Krim (auch die, die in den letzten Tagen auf die Halbinsel gebracht wurden) selbst gesehen haben, dass es dort keine Bandera-Mordgesellen gibt. Folglich wird es nicht einfach sein, den Abzug durchzusetzen.
Benutztes Material : ЛIГАБiзнесIнформ http://liga.net/
Originallquelle: http://argumentua.com/novosti/kak-rossiiskie-smi-lgut-svoemu-narodu-i-miru-o-sobytiyakh-v-ukraine
Übersetzung: Marina Bondas