Moscow Times 11. Dezember 2014
Der Ölpreis ist auf einem Fünf-Jahres-Tief, und der russische Rubel stolpert hinterher. Deswegen hat Gasprom wieder einmal die Aufmerksamkeit auf die unglaublich niedrigen Preise für Gas gelenkt, die es gezwungen ist, im Inland zu erheben.
Gasprom macht riesige Gewinne mit dem Verkauf von Gas im Ausland unter Langzeit-Verträgen, die alle an den Ölpreis gekoppelt sind, aber die einheimischen Preise werden durch die Regierung kontrolliert – und diese Preise, so die Firma, sind nicht rentabel.
„Unter den gegenwärtigen Bedingungen müssen wir uns entscheiden. Dieses Handelsmodell können wir jedenfalls nicht weiterverfolgen“, so Walerij Golubjow, stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender von Gasprom in einer Rede vor dem „International Gas of Russia“-Forum diesen Donnerstag (11.12.14).
Die Großhandelspreise für Gas innerhalb Russlands variieren je nach Region, doch betragen durchschnittlich 4.000 Rubel (72$ nach gegenwärtigem Kurs) per 1000 Kubikmeter. Europäische Konsumenten bezahlen 385$ per 1000 Kubikmeter.
Der Wert des Rubel ist im Verhältnis zum US-Dollar seit Januar unter dem Gewicht westlicher Sanktionen und fallender Ölpreise um 40% abgestürzt. Anfang diesen Jahres waren 4.000 Rubel 125$ wert.
Gasprom sagt, der Erlös aus dem inländischen Gasverkauf decke nicht länger die Kosten: „Wir würden einem Inlandspreis zustimmen, der unsere Kosten für den Erhalt der Infrastruktur sowie die neuer Projekte deckt und uns zumindest etwas Profit lässt,“ so Golubjow.
Dies ist nicht das erste Mal, dass Gasprom nach einer Liberalisierung gerufen hat, um zumindest den inländischen Gaspreis erhöhen zu können, doch der gegenwärtige Zustand der Wirtschaft lässt beim Monopolisten erneut alle Alarmklingeln schrillen.
Der Preis der Sorte Brent, der globalen Referenz-Ölsorte (benchmark) betrug am Donnerstag 65$, im Verhältnis zu einem Hoch im Juni [Anm. d. Übers.: der russische Haushalt für 2015 beruht auf der Annahme eines Ölpreises von mindestens 100$ pro Barrel]. Russland ist einer der größten Energieexporteure der Welt und die Wirtschaft des Landes kämpft damit, eine Rezession abzuwehren.
Gasprom war dieses Jahr nicht erlaubt worden, seine Gaspreise zu erhöhen, 2015 sollen sie an die Inflation gekoppelt werden.
- Die Inflationsrate betrug im November 2014 9,1% gegenüber 6,5% im November 2013 (Quelle: statista.de), die durchschnittliche Inflationsrate in der EU 0,5% (Quelle: statista.de)
- Seit Jahresfrist hat Russland seine Waffenverkäufe um 20% erhöht, bei den Ländern im Westen gehen sie zurück oder stagnieren (Quelle: SIPRI)
- Weitere Einsparungen im sowieso schon unterfinanzierten Gesundheitswesen brachten am 14.12. in Moskau mehrere Hundert Menschen auf die Straße: In Moskau sollen Kliniken zusammengelegt und so 15% der Stellen eingespart werden. (Quelle: arte-journal 14.12., 19:15 Uhr).
Titelbild: Gasprom-Logo vor dem Weißen Haus in Moskau
© Sergej Karpuchin/Reuters
Quelle: Moscow Times 11. Dezember 2014
Übersetzung: Euromaidan Press auf Deutsch