Die russische Politologin Lilja Schewzowa sagte in einem Interview mit Nowoje Wremja (Neue Zeit), dass Wladislaw Surkow, ein hochrangiger Berater des russischen Präsidenten Wladimir Putin, bereits Pläne entwickelt und den Finanzmittelfluss in die Ukraine organisiert, um eine Pro-Kreml-Einflussgruppe in der Werchowna Rada zu schaffen.
“Es ist klar, dass Putin – neben der militärischen Lösung – nach anderen Lösungen sucht. Zum Beispiel, eine “fünfte Kolonne” in der neuen ukrainischen Werchowna Rada zu bilden. Wladislaw Surkow [ist verantwortliche dafür – Anm. d. Red.]. Er ist ein Mann des Krieges. Ein politischer Akteur – einer der Besten, er hat schon eine Reihe von fiktiven Parteien und die sogenannte “souveräne Demokratie” in Russland geschaffen. Jetzt ist er dabei, in der Ukraine zu experimentieren. Ich glaube, dass Surkow bereits Pläne hat und den Finanzmittelfluss in die Ukraine organisiert, um das Problem mit friedlichen Mitteln zu lösen – eine russische Pro-Kreml Fünfte Kolonne in der Werchowna Rada zu schaffen, um Einfluss zu nehmen,” sagte sie.
Nach Schewzowa verfügt Moskau derzeit nicht über ausreichende Mittel, um einen regelgerechten Krieg gegen die Ukraine und die Welt zu führen, aber für die Demoralisierung der ukrainischen Elite reicht das Geld.
“Die ganze Geschichte mit der Ukraine war für Wladimir Putin kein Selbstzweck. Die Leute glauben, dass das alles mit der Ukraine begann. Das ist aber nicht der Fall. Begonnen hat alles im Jahr 2011, als Demonstranten auf dem Bolotnaja-Platz und der Sacharow-Allee auf die Straße gingen. Danach, seit Putins erneuter Machtübernahme, 2012 und 2013 vor dem Maidan, hat er seine ganze Zeit mit dem Aufbau einer neuen politischen Ordnung verbracht. Ende 2013 hatte er das in Russland geschafft,” sagte sie. [Im Dezember 2011 fanden in Moskau Massendemonstrationen gegen Wahlbetrug auf dem Bolotnaja-Platz und der Sacharow-Allee statt – Anm. d. Red.]
Wie bereits berichtet, ist Surkow der ranghöchste politische Berater des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Er managte seit den Wahlen von 2004 die ukrainische Angelegenheiten. Seit 2013 ist er vielen Quellen zufolge auch formal für die Beziehungen Russlands mit der Ukraine zuständig. Seit Anfang 2014 wirkte er in geheimer Mission als Putins Sonderbeauftragter in der Ukraine. Er hat Kyiw mindestens zweimal besucht. Medienberichten zufolge hat Surkow die Vollmacht, mit der ukrainischen Regierung zu verhandeln und informelle Vereinbarungen abzuschließen.
In Russland gilt Surkow als “graue Eminenz”, ein Meister der politischen Intrige und der Propaganda, und als wichtigster politischer Verwalter. Er war unter Putin verantwortlich für die Schaffung des politischen Establishments, zur Steuerung von Wahlen in die Staatsduma und für die Genehmigung der (Kandidaten-) Listen der Kreml-nahen Parteien.
Kürzlich erklärte Igor Girkin (alias Strelkow), der ehemalige “Verteidigungsminister” der sogenannten Donezker Volksrepublik, dass Wladislaw Surkow der Mann hinter den Kulissen war, der alle Aktionen der russischen Kämpfer dirigiert und den Beginn ihren Einsatzes im Donbas festgesetzt hat, vor allem im Frühling und Sommer dieses Jahres.
Titelbild: Lilja Schewzowa im Interview bei Nowoje Wremja
Quelle: Ukrajinska Prawda (ukrainisch), Euromaidan Press (englisch)
Übersetzung: Euromaidan Press auf Deutsch