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Kreml kann Propaganda, aber Kreml kann kein Photoshop …

Foto: Das Bild, von dem das russische Staatsfernsehen behauptet, es sei der Beweis, dass MH17 von einem ukrainischen Kampfjet abgeschossen worden sei. Screenshot von 1tv.ru

von Aric Toler auf Global Voices Online

… wie ein Fake-Foto das RuNet erheitert…

Foto: Wer auch immer hinter dem „Satellitenbild“ steckt – bei dessen Photoshop-Künsten ist noch deutlich Luft nach oben. - Bilder zusammengestellt von Tetyana Lokot.
Foto: Wer auch immer hinter dem „Satellitenbild“ steckt – bei dessen Photoshop-Künsten ist noch deutlich Luft nach oben. – Bilder zusammengestellt von Tetyana Lokot.

Ein angeblich neues Satellitenbild, das den unschlagbaren „Beweis“ der Schuld der Ukraine am Malaysia-MH17-Flugzeugabsturz liefern sollte, hat im RuNet (dem russischsprachigen Internet) reichlich Spott eingesammelt.

Michail Leontiew, Herausgeber und Moderator der Abendsendung Odnako (“Jedoch”) auf dem kremleigenen Fernsehkanal 1, ließ die Bombe platzen: ein amerikanischer Whistleblower hätte sich bei ihnen mit einem „Satellitenbild“ eines ukrainischen „Kampfflugzeugs“, das soeben die MH17 abschießt, gemeldet. Der Odnako-Moderator fuhr fort und zeigte einen angeblichen Brief, eines angeblichen MIT-Luftfahrtexperten mit 20-jähriger Erfahrung namens George A. Bilt, der angeblich mit der russischen Regierung einer Meinung sei, dass ein ukrainischer Kampfjet, und nicht eine von (pro-)russischen Separatisten kontrollierte BUK-Rakete – die MH17 abgeschossen habe. Das Foto wurde als Beweis präsentiert. Das Bild ist weder körnig, noch verzerrt, noch in anderer Weise zweideutig – es ist kristallklar, in der Tat.

Foto: Das Bild, von dem das russische Staatsfernsehen behauptet, es sei der Beweis, dass MH17 von einem ukrainischen Kampfjet abgeschossen worden sei. Screenshot von 1tv.ru
Foto: Das Bild, von dem das russische Staatsfernsehen behauptet, es sei der Beweis, dass MH17 von einem ukrainischen Kampfjet abgeschossen worden sei. Screenshot von 1tv.ru

Das Bild zeigt die MH17 etwas nördlich von Donezk, auf deren Weg eine Rakete von einem „Kampfjet“ auf sie geschossen wird, vermutlich einem ukrainischen. Viele Pro-Kreml-Blogger und russische Nachrichtenformate (hier und hier und hier) teilten diese Nachricht sofort als Fund der „Smoking Gun“ und behaupteten nun, dass das, was im Westen bislang als Verschwörungstheorie abgetan worden war, nunmehr unabweisbar sei. Doch, wie viele im RuNet sofort bemerkten, war dieses Bild zu schön, um wahr zu sein.

Dem russischen Twitter-Nutzer Abu fiel sofort eine Unstimmigkeit in Michail Leontjews Quelle auf und er verfolgte das Satellitenfoto bis zu einen älteren Webpost vom Oktober in einem Webforum zurück:

„Das Bild ist einen Monat alt“.

 

„Oh, und zum Schluß noch: Das Foto zeigt Donezk, und die Die Kommunikation mit dem Flugzeug brach in der Nähe von Sneschnoje ab. Und das Logo von Malaysian Airline sitzt an der falschen Stelle.

Der populäre Blogger und Moskauer Stadtrat Maxim Katz suchte mittels Google Bildersuche nach „Boeing, Sicht von oben“ und schon das erste Bild sah verdächtig bekannt aus:

„Interessant. Haben die ebenfalls nach so einem Boeing-Bild wie diesem gegoogelt? Oder ist das ein Zufall. [Hier ist] Das erste Bild in den Suchergebnissen für „Boeing, Sicht von oben“.

Wie auf Ilja Warlamows populärem LiveJournal in extenso ausgebreitet, kommen noch andere Widersprüche ans Tageslicht, je länger man das Bild betrachtet, einschließlich der von Wolken und Feldern gebildeten Muster auf dem Satellitenbild, passt das genau zu einem Patchwork von Yandex-und Google-Map-Satellitenbildern aus 2012.

Sobald klar war, dass dieses Satellitenbild nicht die „Smoking Gun“ war, als das es dargestellt wurde, entschied sich das RuNet, ein wenig Spaß mit dem Foto zu haben, haarsträubende Verschwörungstheorien zu verbreiten und die Photoshop-Künste desjenigen auseinanderzunehmen, der hinter dem Bild steht – wer auch immer es gewesen sein mag:

„Faschistisch gesinnte Aliens haben die Boeing abgeschossen…“

 

„Unser Fotograf schoss in dem Moment eine Nahaufnahme, als der ukrainische Kampfjet die Boeing abschoss.“

 

„IHR KÖNNT DIE WAHRHEIT NICHT VERBERGEN! Auf dem Bild sieht man ganz genau, dass der Kampfjet, der die Boeing abgeschossen hat, mit ukrainischen Stickerei-Mustern bemalt war!“

Es scheint sehr wahrscheinlich zu sein, dass das plötzliche Wiederauftauchen von MH17-Verschwörungstheorien und der „unumstößliche Beweis“ der ukrainischen Schuld die Reaktion des Kreml auf eine Reihe von Stories über den MH17-crash durch die durch Crowdsourcing finanzierte Internetseite bellingcat ist, die diese zu Anfang des Monats veröffentlicht hat (Deutsche Übersetzung hier zum PDF-Download). Alternativ könnte es ein Trick sein, um die Aufmerksamkeit sowohl der Welt als auch der Russen von anderen Ereignissen abzulenken. Wir werden nie erfahren, wer dachte, es sei eine gute Idee, eine Nachrichtensendung im Staatsfernsehen mit einem gefälschten Foto als Aufmacher zu versehen, doch es ist wahrlich nicht das erste Mal, dass eine russische Regierung sich mit Fotografien oder, wie dieses Mal mit journalistischer Objektivität Freiheiten herausnimmt.

So diskutiert man in den Kommentaren:

Beardie:

Es gibt einen anderen starken Beweis –https://pbs.twimg.com/media/B2enGcKIMAAD_hA.jpg beardie foto

Nicholas Hylton:

Das kommt davon, wenn man (Aufträge für) das Photoshoppen von Propagandabildern an Subunternehmer aus Nordkorea vergibt.

Aber auch:

777American:

Jede glaubwürdige Diskussion würde die Einschusslöcher quer über den Rumpf erwähnen, die nur von einem anderen Flugzeug hervorgerufen sein können. Und – cui bono, wem nützt es? Zu behaupten, Russland habe MH17 abgeschossen, ist genauso dumm, wie zu behaupten, Assad benutze chemische Waffen. Aric und diese Internetseite gehören offensichtlich zur Mossad/CIA-Propagandafront.

Mittlerweile geht der Frohsinn weiter:

Aric Toler buddelte eine Stellungnahme aus Novorossija aus:

„Am ehesten ist das – wie ich es schon sage, seit das Bild erschien – eine auf dem ukrainischen Mist gewachsene Black Op.“

Ja, genau…

Nachtrag:

Zum Thema “Russische Soldaten in der Ukraine – und konkret an der Absturzstelle des Flugzeugs:

Lawrow: Es gibt keine russische Armee in der Ukraine. Neben dem Wrack der MH17 sind einer vom GRU (russischer Militärgeheimdienst), 2 Krimer Berkut (Sondereinsatzpolizei) und einer vom МЧС (russisches Katastrophenschutzministerium).

Autor: Aric Toler

Quelle: Global Voices

Übersetzung: Euromaidan Press auf Deutsch

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