Die sogenannte "Donezker Volksrepublik" (DVR) ist so voller Widersprüche, dass selbst Experten, die ihr angehören, ratlos sind. Während es allzu optimistisch wäre, zu behaupten, dass dieses Chaos-Unternehmen eine kohärente Strategie habe, kann man doch gewisse Tendenzen erkennen. Hier versuchen wir eine Darstellung der verschiedenen Unterstützergruppen der DVR:
1. Ideologische Unterstützer
Hierzu zählen wir diejenigen, die die DVR von Anfang an unterstützten, wenn auch mit unterschiedlicher Motivation. Die ideologischen Unterstützer verkörpern den gesamten Intellekt der DVR, weshalb sie von den Feldkommandeuren geduldet werden, obwohl sie sie andererseits hassen. Die Kyiwer Behörden führen häufig mit Vertretern dieser Gruppe Verhandlungen. Man kann die ideologischen Unterstützer generell in zwei Kategorien unterteilen: Republikaner und Anti-Kyiwer.Republikaner
Diese sind seit dem ukrainisch-sowjetischen Krieg von 1917-1921 von der Idee einer unabhängigen Donezker Republik beseelt. Historisch gesehen haben sie relativ wenig Einfluss gehabt, sogar bis zum Zeitpunkt der ersten Unruhen und der Besetzungen von Verwaltungsgebäuden in Donezk im Winter. Doch mit dem Aufkommen einer Perspektive für die DVR - von der Föderalisierung bis zur Autonomie oder sogar einer eigenen Republik - nahm auch ihr Einfluss zu, denn der Kreml brauchte eine ideologische Basis zur Rechtfertigung des Referendums und für die Schaffung einer "Volksmiliz des Donbas". Die Kontrolle über die Republikaner zu behalten erwies sich jedoch für den Kreml als kompliziert: Obwohl sie die Unterstützung durch Moskau gerne angenommen haben, haben sie sich jedoch immer darum bemüht, unabhängig zu bleiben - oder zumindest autonom. Aktivitäten: Die Republikaner versuchen das Steuerwesen, Schulen, Universitäten und Krankenhäuser zu kontrollieren, eine neue Währung einzuführen und "Renten" an die Bürger auf dem Land auszuzahlen. Sie waren diejenigen, die die "Wahlen" für ein eigenes DVR-"Parlament" am 3. November vorbereitet haben. Anführer: Andryj Purgin.
Anti-Kyiwer
Diese Gruppe lehnt die neuen Behörden in Kyiw kategorisch ab, betrachtet den Maidan als "bewaffneten Putsch", hält die nach dem Euromaidan gewählte ukrainische Regierung für "illegitim", und betrachtet ihre Politik als "von Washington und dem IWF aufgezwungen." Generell sind die "Anti-Kyiwer" bereit, die Frage zu diskutieren, ob der Donbas in der Ukraine verbleiben soll, aber nur unter bestimmten Bedingungen. Anführer: Oleksyj Hranowskij, Oleksandr Chrjakow und Oleksandr Chodakowskij


2. Die Betrogenen
Die betrogene Gruppe ist die zweite, umfangreiche Gruppe in der DVR. Die Menschen in dieser Gruppe fühlen sich ungerecht behandelt und sie unterstützen die DVR, um sich zu rächen oder aus Angst und Frustration. Auch hier kann man in zwei Untergruppen unterteilen: die von den lokalen Behörden Betrogenen und die von der Ukraine Betrogenen.Von den lokalen Behörden Betrogene
Die Gruppe der von den lokalen Behörden Betrogenen blieb ohne Schutz, als Wiktor Janukowytsch außer Landes floh. Niemand setzte sich für die Menschen ein, die die frühere Partei an der Macht unterstützt hatten. Die Bewohner des Donbas lösten ihre Sorgen auf unterschiedliche Weise - einige Bewohner (darunter Mitglieder Sicherheitskräfte, die ehemals für Janukowytsch gearbeitet hatten) waren zum Beispiel bereit, mit den neuen Behörden zu kooperieren und Umgang zu pflegen. Anführer: Oleg Dykyj, DVR-"Vizeminister für innere Angelegenheiten"; der oben erwähnte Chodakowskij kann auch dieser Gruppe zugerechnet werden.
Von der Ukraine Betrogene
Die Gruppe der von der Ukraine Betrogenen hat eine Vielzahl von Motiven für den Wunsch, in der separatistischen "Republik" zu leben. Zu ihr gehören z.B. die Berkut-Bereitschaftspolizisten, die in Lemberg an Razzien gegen den Euromaidan beteiligt waren und öffentlich in die Knie gezwungen wurden und danach von den Kyiwer Behörden in den Kampf in den Donbas geschickt wurden.
Nach ihrer Ankunft im Donbas liefen die Berkut-Truppen wegen ihrer öffentlichen Demütigung zur DVR über. Deserteure aus der ukrainischen Armee gehören auch zu dieser Gruppe; beispielsweise einige Fallschirmjäger aus der 25. Brigade, die sich über ihre Zwangsrekrutierung an die Armee beschwert hatten.
Einwohner des Donbas, denen von den ukrainischen Behörden in wichtigen praktischen Fragen nicht geholfen wurde, Verwandte und Freunde von Zivilisten, die aufgrund von [Artillerie-] Beschuss zu Tode gekommen sind, und Anwohner, die von Soldaten der ukrainischen Bataillone verletzt wurden, muss man auch dieser Gruppe zurechnen.
3. Externe Täter
Die dritte große in der DVR aktive Gruppe besteht aus den Reihen von Beratern in teuren Anzügen mit Diplomen der Moskauer Staatlichen Universität, die aber eher zurückhaltend agieren, wenn sie mit den grob auftretenden ideologischen Unterstützern, "Milizen-Ausbildern" und russischen Armeeeinheiten umgehen müssen. Diese Gruppe wurde gut behandelt, so lange die Aussichten auf einen Beitritt zu Russland noch gut waren, aber nachdem Putin es unterlassen hat, die selbsternannten Staaten anzuerkennen, wurden die lokalen DVR-Anhänger vorsichtig mit den russischen "Gästen" und haben versucht, sie aus den Positionen der lokalen Behörden herauszuhalten.















