Die Luhansker und Donezker Volksrepubliken (“LVR” und “DVR”) bleiben der Brückenkopf für die Destabilisierung der ganzen Ukraine.
Die Kampfhandlungen können sowohl im Winter, als auch später jederzeit erneut ausbrechen. Der Kreml hat seine Ukraine-Strategie nicht verändert.
Diese Meinung vertritt der Politologe Wladimir Fesenko laut einem Bericht des Onlinemagazins “Gordonua.com”.
Am 11. Oktober wies der russische Präsident Wladimir Putin das Verteidigungsministerium an, diejenigen Soldaten, die an Übungen im südlichen Militärgebiet beteiligt waren (also im Oblast Rostow, nicht weit von der ukrainischen Grenze), zu ihren Stützpunkten zurückzuschicken. Der russische Oppositionspolitiker Boris Nemzow ist der Meinung, dass dies das faktische “Aus” für das Putin’sche Projekt “Neurussland” darstellt [Euromaidan Press berichtete]
Der ukrainische Politologe und Direktor des Zentrums für Angewandte Politische Forschung “Penta”, Wladimir Fesenko, ist mit den Aussagen Nemzows nicht einverstanden. Seiner Meinung nach wurde das Projekt “Neurussland” nicht beerdigt, sondern nur vor dem bevorstehenden Europa-Asien Gipfel in Mailand (16-17. Oktober) eingefroren. Auf diesem Gipfel sollen Verhandlungen zwischen dem ukrainischen Präsidenten Petr Poroschenko und dem russischen Präsidenten Wladimir Putin stattfinden.
“Das Projekt ‘Neurussland’ wurde natürlich nicht beerdigt. Seit Anfang Sommer 2014 schreit man in der Ukraine: ‘Der Donbas wird verraten’, und in Russland rufen sie ‘Neurussland wird verraten’. Tatsächlich liegt die Wahrheit in der Mitte – niemand hat irgendwen verraten. Putin hat die Armee als eine Art ‘Geste guten Willens’ vor den anstehenden Verhandlungen in Mailand zurückgepfiffen.”, sagte Fesenko dem Onlinemagazin.
“In dieser Woche gab es viele Berichte, das von der russischen Seite der Grenze viele Kämpfer die Ukraine betreten haben. Das sind anscheinend neue Kräfte, die eine Ausbildung und Weiterbildung durchlaufen haben: der eine wurde geheilt, ein anderer wurde ausgetauscht. Zusammengefasst, sie haben Waffen hinterlassen, Leute hinterlassen und die Übungen formell beendet. Ich gehe davon aus, dass das nicht die letzten Übungen an der ukrainischen Grenze waren. Wenn es nötig sein wird, beginnt Putin neue.”, erklärte Fesenko.
Der Politologe erinnert daran, dass es nach der letzten Nachricht, dass Informationen über ein Ende russischer Truppenübungen verbreitet wurden, zur Tragödie bei Ilowajsk kam, wo ukrainische Bataillone von Kämpfern eingekreist und fast vollständig vernichtet wurden.
“Nach den Erklärungen, die im Sommer verbreitet wurden, das Russland die ‘LVR’ und ‘DVR’ verraten hätte, kam es zur Tragödie von Ilowajsk, als reguläre russische Truppen direkt in unseren Staat eingedrungen sind. Deswegen wäre es voreilig, irgendwelche Schlussfolgerungen über die ‘Beerdigung’ des Projekts ‘Neurussland’ zu ziehen. Russland hat bereits mehrfach Truppenübungen in der Nähe der ukrainischen Grenze durchgeführt, und führt diese noch durch”, meint Fesenko.
Der Experte unterstreicht, dass eine Aussetzung des Projekts “Neurussland” für eine Umgruppierung der russischen Truppen nötig ist, und der Befestigung des Brückenkopfes im Donbas dient, um die Ukraine weiter zu destabilisieren.
“Diese sogenannten ‘Volksrepubliken’ im Osten der Ukraine werden bleiben. Der Konflikt wird de-facto eingefroren. ‘LVR’ und ‘DVR’ werden zum Brückenkopf für die Destabilisierung des gesamten ukrainischen Staates. Die Kampfhandlungen können jederzeit erneut ausbrechen, im Winter, oder auch später. Der Kreml hat seine Ukraine-Strategie nicht verändert.”, schließt Fesenko.
Quelle: Inforesist
In den oppositionellen russischen Medien ist noch ein weiterer Artikel zu diesen Thema erschienen [v7ved.ru]: “Ex-Abgeordneter Taras Tschornowil: Wenn der Westen die Sanktionen aufgehoben hat, und die Ölpreise wieder gestiegen sind, wird Russland zum Projekt Neurussland zurückkehren.”
Solange in Russland das Putinregime herrscht, wird die Destabilisierung der Ukraine und der Versuch, einen Landkorridor von Charkiw nach Odesa durchzusetzen, nicht aufhören, da bin ich mir sicher“, sagte der Ex-Abgeordnete Taras Tschornovil.