Eine Woche nach dem Globalen Marsch gegen die russische Aggression schlägt der Kreml mit „Putings“ zurück. So werden die Pro-Putin-Demonstrationen in Russland mittlerweile genannt – ein Hybrid aus „Putin“ und „Meeting“.
Am 27. September, sechs Tage, nachdem der Globale Friedensmarsch gegen die russische Aggression in der Ukraine in 59 Städten in 27 Ländern am Internationalen Friedenstag stattgefunden hatte, entschied sich der Kreml auch für globale Aktionen – gegen die Ukraine. Die Aktion wurde von der Russischen Befreiungsbewegung (NOD) unter dem Titel „Globaler Antimaidan“ organisiert.
Hier dürfte der aufmerksame Leser stutzen und sich wundern, wen denn diese Bewegung in Russland befreien mag – historisch betrachtet führen solche Befreiungsbewegungen Rebellionen gegen eine Kolonialmacht an, oft, wenn kolonisierte Nationen sich gegen ein Imperium erheben. Spart Euch die Faszination: es sind nicht die Tschetschenen, und auch nicht die Einwohner Sibiriens mit ihrem kürzlich geäusserten Wunsch nach Föderalisierung.
Die Russische Befreiungsbewegung strebt danach, die territoriale Integrität Russlands innerhalb der Grenzen der früheren UdSSR wiederherzustellen, indem sie gegen die USA kämpft, die „Territorium teils besetzt, teils annektiert haben, wie es in den baltischen Staaten der Fall war…“ Territorium … der UdSSR? Russlands? An dieser Stelle fällt es schwer, zu erzählen, dass die Seite der Befreiungsbewegung behauptet, „es gibt keine ‚Ukrainer‘ und keine ,Russen‘, aber es gibt EIN VEREINIGTES RUSSISCHES VOLK, unabhängig von der ethnischen Herkunft! UND WIR WERDEN ZUSAMMEN SEIN!“ (A.d.Ü.: Großschreibung im Original)
Unter dem Motto „Mutterland, Freiheit, Putin!“ forderten, wie die Seite behauptet, angeblich 161.000 Unterstützern bei 2.272 Demonstrationen, die in Russland stattgefunden hätten, „aufzuhören mit dem Leben unter den Gesetzen der USA“ und zeigten ihre Unterstützung für „Novorossija“ und die Politik von Wladimir Putin. Sie protestierten auch gegen die „westliche Position“ einer der wenigen, unabhängigen Radiostationen Russlands, Echo Moskwij.
Woher das Bedürfnis stammt, zur Unterstützung der Putinschen Politik Pflöcke hochzuhalten, ist unklar, da, im August 2014, 84% aller Russen den derzeitigen russischen Präsidenten unterstützten. Die Organisation, die sich einer quasi militärischen Disziplin rühmt, hat Vertreter in 260 russischen Städten und sogar Hauptquartiere in Kanada, Deutschland, Moldawien, Estland, Tschechien, Kasachstan und Finnland.
Das 13. All-russische Treffen dieser Organisation sollte in beeindruckenden 200 russischen Städten und allen ausländischen HQ’s, doch auf dem VK-Account fanden sich Bilder, die mit „Sewastopol“, „Magnitogorsk“ und „Samara“ als Veranstaltungsorte bezeichnet waren.
Die Scheinwerfer waren zum wiederholten Mal nach der massiven Demonstration gegen die russische Aggression am 21.September auf Moskau gerichtet. Während die Behörden auf diesem von der Opposition organisierten Friedensmarsch nur 5.000 Teilnehmer*innen wahrnahmen (die Organisatoren zählten 20-30.000), wurden auf dem Anti-Maidan-Marsch am 27. September offiziell 20.000 gezählt, während die Opposition nur 5.000 zählte.
Zwei Hauptthemen dominierten die Plakate: Faschismus ist schlecht und Putin ist gut. Der gnadenlose Propagandastrom des Kreml kennt keine Grenzen beim der Darstellung der ukrainischen Regierung als durch eine faschistische „Junta“ geführt, vor der Putin Russland und die pro-Russische Bevölkerung der Ukraine retten muß. Die Putin glorifizierenden Transparente lassen keinen Zweifel an der Zugehörigkeit dieser Demonstration – klar im Geiste der NOD. Alle Bilder von @AlexNaryshkin.
Das Anliegen dieser pro-Putin-Demonstration war es, zivile Opfer im Donbas zu beklagen. Paradox, denn am 3. März hat eine andere Demonstration stattgefunden: FÜR russische Truppen in der Ukraine. Sowohl die Teilnahme der regulären russischen Armee am Krieg im Donbas, als auch die russische Militärhilfe für die unter den Separatistenfahnen kämpfenden Terroristen, hat bis September 2014 zu mehr als 3.000 zivilen Opfern geführt.
In Russland werden diese pro-Putin-Demonstrationen „Putings“ genannt – ein Hybrid aus „Putin“ und „Meeting“, dem russischen Wort für Demonstration.