Am 23. September hatte die Facebook -Verwaltung eine Gruppe für die Suche nach angeblich im Osten der Ukraine getöteten russischen Soldaten blockiert, wie die Gründerin und Administratorin der Gruppe, die russische Menschenrechtlerin Jelena Wassiljewa, berichtete. Nach Angaben von Wassiljewa wurde die Gruppe mit der Bezeichnung “Fracht-200 aus der Ukraine nach Russland” (Груз-200 из Украины в Россию) – mit über 22.000 Mitgliedern – von
Facebook am 23. September zusammen mit dem persönlichen Account von Wassiljewa blockiert.
Груз-200 bedeutet übersetzt “Fracht-200” und ist die militärische Codebezeichnung aus der Sowjet-Ära für eine Beladung mit den Überresten gefallener Soldaten. In den letzten Monaten haben mehrere unabhängige russische Medien, darunter Nowaja Gaseta, Doschd-TV, Echo Moskau und Slon.ru mehrfach Reportagen über eine Vielzahl von russischen Soldaten veröffentlicht, die im Osten der Ukraine angeblich getötet wurden oder vermisst werden.
Facebook- und Twitter-Nutzer aus Russland, der Ukraine und anderen Ländern nehmen derzeit an Online-Kampagnen unter dem Hashtag “#gruz200” teil, um die Wiederherstellung der Seite zu erreichen. Eine Petition und eine Online-Veranstaltung forderte die User auf, die Facebook- Verwaltung anzuschreiben, die Gruppe wieder herzustellen.
Inzwischen war ersatzweise eine neue Seite anstelle der gelöschten Gruppe eingestellt worden. Dort versammelten sich an nur einem Tag über 1.000 Unterstützer [heute bereits über 2.500].
Am 24. September wurde die Gruppe wieder freigegeben und ist unter ihrer alten Adresse erreichbar. Es ist sehr wahrscheinlich, dass diese Entscheidung dank der weltweiten Aktivitäten von Medienaktivistinnen getroffen wurde. Es hat keine offizielle Stellungnahme von Facebook oder ihren Vertretern zu der Angelegenheit gegeben.
Unterdessen wurde ein weiterer pro-ukrainischen Medienkanal – UkeTube – gesperrt, bei dem die Wahrscheinlichkeit ebenfalls hoch ist, dass der Kreml eine Hand im Spiel hatte. Die Veranstaltung auf Facebook zur Wiederherstellung der Gruppe Fracht-200 wurde inzwischen umbenannt in YouTube-Petition zur Wiederherstellung von UkeTube [Anm. d. Übers.: der auf Youtube noch vorhandene Kanal UkeTube-TV ist ein privat erstellter Miniatur-Ausschnitt der Hauptseite UkeTube mit ca. 50 Videos im Unterschied zur blockierten Hauptseite mit mehreren Tausend Videodateien].