Wir warten auf die Sanktionen …
„Als Antwort auf die europäischen Sanktionen hat der Kreml nun seine Bereitschaft geäußert, die Einfuhr von europäischer Kleidung und Autos nach Russland einzuschränken“, berichtet RIA-Novosti.
Ich lese und traue schon wieder meinen Augen nicht! Obwohl man sich eigentlich längst an diese selbstzerfleischende Logik gewöhnt haben müsste…
Ihr habt uns ein Bein abgeschnitten? So sollt Ihr wissen, daß wir uns im Gegenzug den Arm abschneiden! Und der verblüffte Feind hält mit offenem Mund im Halbschritt an, kratzt sich lange am Kopf, wie er denn jetzt zu handeln hat, und versucht gleichzeitig, zu verstehen.
Sofort aufgeben, finde ich!
Denn mit Verstand kann man Russland nicht erfassen, und es mit anderen Stellen zu tun wird nur wehtun. Das sogar Russland selbst!
Und bitte dran denken: das hat Russland noch nie aufgehalten!
Aber falls Ihr versuchen solltet, es mit Verstand zu erfassen, so denke ich: der Hund liegt in der apriorisch abgeschnittenen Rückverbindung begraben. Jede Obrigkeit, die ihrem Land fünfmal auch nur ein kleineres Schadenausmaß gebracht hat, säße längst vor Gericht, von der automatischen Suspendierung rede ich hier gar nicht.
Unsere Obrigkeit dagegen wird nur stärker!
Allerdings, ohne jetzt den Tjutschew beleidigen zu wollen, gibt es in diesem Phänomen nichts Mystisch-russisches. In Usbekistan und Nordkorea steigen die Führerratings auch, parallel zum zugefügten Schadensvolumen, stetig an, also ist hier die Messlatte eine gemeinsame, eine autoritäre. Und auf alle Schicksalsschläge werden wir weiterhin mit Schlägen auf das Schicksal selbst antworten.
Kurz: wenn der Westen versucht hat, Russländer mit diesen Sanktionen zur Vernunft zu bringen, und das Rating unseres lebenslänglichen Vaters-Wohltäters abzustürzen droht, so hat er sich grausam verzählt. Pjöngjang steht wie angewurzelt, und wir werden in voller Einigkeit mit der Obrigkeit auch standhalten!
Wir werden in Pluderhosen überleben, und in Ladas werden wir ins Glück hineinfahren- das sollt Ihr wissen!
Und sucht nicht nach etwas, womit man uns noch einquetschen könnte! Masochisten werden vom Schmerz nur erregt…“
Wiktor Anatoljewitsch Schenderowitsch ist ein bekannter russischer Satiriker.
Übersetzt von Irina Schlegel