Der Fall von Nadeschda Sawtschenko:
In der vergangenen Woche fand vor einen Gericht in der russischen Stadt Woronesch die erste Anhörung im Fall von Nadeschda Sawtschenko, einer des Mordes beschuldigten ukrainischen Staatsbürgerin. Der Fall bekam nicht viel internationale Aufmerksamkeit, auch wenn die Umstände der Festnahme und anhaltenden Inhaftierung Frau Sawtschenkos die weltweite Aufmerksamkeit und Verurteilung verdient.
Frau Sawtschenko ist Pilotin in der ukrainischen Armee mit einem außergewöhnlichen dienstlichen Werdegang. Als im östlichen Teil der Ukraine die Kämpfe ausbrachen, schloss sie sich der ukrainische Armee und Freiwilligen-Bataillonen an, um die Einheit ihres Landes zu verteidigen. Auch hier zeigte sie außerordentliche Tapferkeit.
Unter noch nicht ganz geklärten Umständen wurde sie festgenommen, vermutlich von Agenten der russischen Geheimdienste, entführt und nach Russland gebracht, wo sie plötzlich in Woronesch in Untersuchungshaft wieder auftauchte. Proteste der ukrainischen Regierung
hatte keine Wirkung, und in der vergangenen Woche begann das Gericht mit einer Anhörung ihres Falls.
Während dieser ersten Sitzung machte Frau Sawtschenko einen starken und bestimmt Eindruck, und sie gab als eine ihrer ersten Aussagen eine Erklärung ab, dass der ehemalige ukrainische Präsident Janukowytsch nun weg ist und der russische Präsident Putin ebenfalls bald verschwinden werde.
In der alten sowjetischen Tradition gelten solche Aussagen offenbar als Zeichen einer möglichen
psychischer Erkrankung der Instabilität, und das Gericht entschied deswegen, sie für eine psychiatrische Untersuchung in das Serbski-Institut einzuweisen.
In den letzten Jahren wurden immer mehr Menschen in Russland aus politischen Gründen in die psychiatrischen Krankenhäusser geschickt oder wurden diskreditiert durch eine ihnen aufgezwungene psychiatrische Diagnose. Es besteht kein Zweifel daran, dass die russischen Behörden in diesem Fall vorhaben, genau dasselbe zu tun: Frau Sawtschenko zu diskreditieren, sie als unter einem gewissen psychischen Problem leidens zu erklären, und dann zu sehen, wie die Welt darauf reagiert.
Von dieser Reaktion hängt viel ab. Im Fall des russischen Staatsbürgers Michail Kosenko führte die internationale Reaktion Anfang dieses Jahres zu seiner Freilassung aus der zwangsweisen
Behandlung im Krankenhaus, trotz der Tatsache, dass das Serbski-Institut ihn nicht nur als psychisch krank erklärt hatte sondern auch als eine Gefahr für sich selbst und seine Umwelt. Sein behandelnder Psychiater widersprach und hatte den Mut, gegen die Entscheidung Berufung einzulegen, und auf Grund wachsenden internationalen Drucks wurde Kosenko nach Hause entlassen.
Wir hoffen, dass Sie uns helfen, im Falle von Nadeschda Sawtschenko das gleiche zu erreichen.
Quelle: Human Rights in Mental Health