Halya Coynash, Charkiwer Menschenrechtsgruppe (Übersetzung)
17.6.2014
Ukrinform berichtete später, dass am Nachmittag einige russische Bürger mit einem Plakat [zur Botschaft] kamen und um “Vergebung für Putin baten. Bitte akzeptieren Sie unsere Anteilnahme und vergeben Sie uns für unsere verführten Menschen.” Es war unterzeichnet: “Die Familie Sergejew und echte Bürger der Russischen Föderation”.
Als ein deprimierendes Anzeichen für die in Russland herrschende Aggresivität versuchte ein junger Mann, der als Passant vorbei ging, das Plakat wegzureißen und warf den siebzig Jahre alten Alexander Sergejew zu Boden, wodurch dieser eine Kopfverletzung erlitt.
Die Polizei nahm den Angreifer fest. Sie nahm jedoch auch fünf andere Personen fest, die Blumen zum Gedenken an die Getöteten niedergelegt hatten.
Das Video hier zeigt die Maßnahmen zum “Schutz” der Botschaft.
Auf einem anderen Video, bittet eine junge Frau: “Liebe Ukrainer, wir bitten darum, unsere Sympathie zu akzeptieren. Es ist schrecklich, dass es zu so einer Tragödie kommen musste, dass junge Männer sterben. Vergeben Sie uns, die wir jetzt hier sind und nichts daran ändern können. Ich hoffe, dass Sie beim Aufbau Ihres Landes und der Beendigung des Krieges erfolgreich sind. Ich hoffe, dass Sie uns glauben, dass wir nicht alle so sind, wie das im Fernsehen gezeigt wird.”
Vor drei Monaten, am 15. März, haben rund 50.000 Russen in Moskau an einem Marsch und einer Kundgebung gegen die militärische Aggression Russlands teilgenommen. Die Demonstranten forderten Russland auf, seine Truppen von der Krim zurückziehen und die Einmischung in die Angelegenheiten der Ukraine zu beenden.
Die Kundgebung wurde von prominenten Schriftstellern, Musikern und Wissenschaftlern ausgerichtet. Zuvor unterzeichneten über 90 prominente russische Künstler, Musiker und Wissenschaftler einen Appell, in dem sie ihre große Besorgnis über Russlands rasanten Absturz in einen neuen Kalten Krieg mit dem Westen und über die “hemmungslosen Sturzbäche von Lügen und Desinformationen in allen russischen Staatsmedien” zum Ausdruck brachten. Die Autoren sprachen von “einer ohrenbetäubenden Propagandakampagne gegen alle, die die Aktionen der Behörden in Frage stellen und darauf hinweisen, welche katastrophalen Folgen für das Land und für die Menschen dadurch entstehen können”.
Es ist sehr wichtig, diese Stimmen der Trauer und Scham zur Kenntnis zu nehmen. Diejenigen, die offen ihren Widerstand gegen die derzeitige Linie des Kreml in Bezug auf die Ukraine zum Ausdruck bringen, werden selbst Opfer von Aggressionen, ob durch Rüpel bei den Protesten oder durch virulente Hass-Kampagnen in den Medien wie gegen die Musiker Andrei Makarewitsch, Jurij Schewtschuk und andere. Die geopolitischen Ambitionen und das Vorgehen im Stil des KGB des gegenwärtigen Präsidenten Russlands haben zu einer Tragödie für die Ukraine geführt, sie sind eine solche aber schon lange für Russland selbst.