Foto: “Batman”-Einheit aus St. Petersburg
Im Februar 1999 schrieben Alexandr Borodai, Sohn eines eurasischen Philosophen, und Igor Strelkow, Veteran separatistischer Kriege in Transnistrien, Bosnien und dem Kaukasus, in der Zeitung “Sawtra” über russische Freiwillige. Borodai brachte seine Ansichten idealistisch zum Ausdruck, mit der Aussage, die Freiwilligen kämpften darum “die zerstörte Ehre ihres Landes” wiederherzustellen. Strelkow benutzte prosaischere Worte:
“Die meisten meiner Freunde kommen aus der sogenannten roten Zone Russlands. Aus dem Gebiet, wo es keine Arbeit gibt, leere Fabriken stehen, wo man entweder mit Drogen handeln oder einer gewalttätigen Bande angehören muss, um seine Familie durchbringen zu können. Was können diese Männer also vom Leben erwarten? Einen Vertrag unterschreiben und nach Tschetschenien gehen ist ein Ausweg. Es gab viele Randgruppen, die sich freiwillig gemeldet haben, einfach, weil sie keinen anderen Ausweg sahen… Der Krieg in Transnistrien war nicht das Schlimmste, denn an diesem Ort wimmelte es bereits von Kriminellen; viele von ihnen wurden später Berufssöldner und gingen sofort nach Karabach oder Abchasien.”
Ich werde an Tolstois Figur Levin in Anna Karenina erinnert, der sagt, dass “es in einer Nation mit 80 Millionen Menschen wahrscheinlich nicht nur hunderte, sondern zehntausende Menschen gibt, die den Kontakt zur Gesellschaft verloren haben; rücksichtslose Menschen, die jederzeit bereit sind, Pugatschews Bande beizutreten oder nach Chiwa oder Serbien zu gehen…”
Borodai macht bekannt, dass die russische Freiwilligenbewegung, abgehärtet durch den Kampf, “professionelle Experten” und eine solide soziale Basis hat. Er verkündet weiter, dass es jedoch “anti-nationale Kräfte” im Land gibt, die versuchen diese Bewegung in “den kriminellen Untergrund” zu treiben. Strelkow antwortet: “Diese Menschen können nicht eingeschüchtert werden. Sie haben den Tod gesehen… und sie haben eine gewisse Grenze überschritten. Jedoch versuchen einige Menschen andere einzuschüchtern, sie versuchen tausende von potenziellen Teilnehmern der nationalen Freiheitsbewegung einzuschüchtern.”
(Dies ist der Zeitpunkt um Artikel 359 des Strafgesetzbuches der Russischen Föderation zu erwähnen, in dem die Bestrafung für söldnerische Aktivitäten festgelegt ist. Im Juli 1999 versuchten zwei Mitglieder der Liberal Demokratischen Partei der Staatsduma einen Zusatz hinzufügen, durch den Personen hätten entlastet werden können, die finanziell belohnt wurden, da sie in einer Söldnereinheit arbeiteten, aber nur dann, wenn sie für ein Ideal kämpften. Die leitende Person der zuständigen Kommission erklärte jedoch, dass ein solcher Zusatz nicht in Frage käme. Außerdem wurde in Artikel 208 des Strafgesetzbuches festgelegt, dass alle Personen, die in illegal bewaffneten Gruppen außerhalb Russlands mitwirken, angeklagt und bestraft werden sollen. Dieser Artikel wurde im Dezember 2013 neu herausgegeben – Personen, die in illegal bewaffneten Gruppen mitwirken, können nur angeklagt werden, wenn ihre Tätigkeiten gegen Russlands Interessen verstoßen.)
2014 tauchten beide Männer (Borodai und Strelkow) im Donbas auf: Borodai als Premierminister und Strelkow als Verteidigungsminister der selbsternannten “Donezker Volksrepublik” (DVR). “Neurussland” war eine logische Fortsetzung ihrer Aussprache in der Zeitung “Sawtra”.
Wenn diese beiden Männer ideologische Kämpfer sind, was motiviert dann Ausländer den Truppen der Separatisten beizutreten? Es gibt viele von ihnen, die in der Ost-Ukraine herumlaufen: Sie kommen aus Serbien, Ungarn, Polen, Rumänien, Bulgarien, Tschechien, Frankreich, Italien, Spanien, Griechenland, Israel und sogar aus Australien, Brasilien und den Vereinigten Staaten. Ihre Anwesenheit wird von unterwürfigen russischen Medien erwähnt und verherrlicht. Alexandr Borodai vergleicht sie mit den Soldaten der Internationalen Brigade während des spanischen Bürgerkrieges. Leider ist es logischer, auf diese ausländische Söldner das anzuwenden, was Strelkow über seine Kampfgenossen gesagt hat.
Alexandr Litoy, freischaffender Journalist aus Moskau, hat sich mit ein paar ausländischen Freiwilligen getroffen. Er hat herausgefunden, dass ein Franzose, Nicolas Perovic, zwar einen französischen Pass besitzt, dass er allerdings ethnischer Serbe ist. Er kam jedoch nicht nach Donezk, um seine orthodoxen Brüder vor den Faschisten zu beschützen. Zuvor hatte er in den Reihen der internationalen Truppe der NATO in Afghanistan gekämpft, nach seiner Zeit in Donezk plant er nach Syrien zu gehen und Islamisten zu bekämpfen, die Christen töten… eine interessante Kämpferbiographie.
Rafael kommt aus Brasilien, er wurde in eine Familie ungarischer Immigranten geboren; er hat in der französischen Fremdenlegion gedient und hat humanitäre Konvois in Afrika begleitet. Er hasst Amerika [die Vereinigten Staaten v. Amerika, Anm.d.Ü.] und Brasilien, da er glaubt, dass Brasilien völlig unter amerikanischer Kontrolle sei. außerdem glaubt er, dass die linksgerichtete Bewegung von Trotzkisten dominiert werde – anstatt dass sie die Rechte gewöhnlicher Arbeiter verteidigen, stehen sie für die Rechte der Transgendergemeinschaft ein. Nach dem Krieg will sich Rafael in Neurussland niederlassen.
Der Verstand vieler dieser Männer ist mit Schießpulver getränkt. Wie Strelkow, können sie kein friedliches Leben führen; sie haben zuviel Adrenalin in ihrem Blut. Vor kurzem habe ich über so einen amerikanischen Romantiker geschrieben.
Der 31-jährige Eric Matthew Frein wird vom FBI gesucht, da er einen Polizisten mit einer Schusswaffe attackiert hatte. Er war zu jung für den Bosnienkrieg, er war aber in einer Wiederinszenierungsgruppe, in der alle serbische Militäruniformen trugen. Ich weiß nicht, ob Frein schlussendlich im Donbas angekommen ist. Er ist ein außerordentlich guter Scharfschütze und ein Experte im Überleben unter Extrembedingungen, er ist nicht schlechter als eine professionelle Kommandotruppe.
Alexandr Litoy glaubt, dass sich viele ausländische Freiwillige Alexandr Dugins Ideologie angeeignet haben. Kein Wunder nennen sie das von Separatisten kontrollierte Gebiet “Duginland”. Das ist sicherlich wahr. In Europa und der westlichen Hemisphäre hat sich die durchdringende Agitprop Russlands schnell verbreitet. Die propagandistische Onlinequelle – Die Europäische Front – zielt auf eine russisch-sprachige Zielgruppe.
Das Projekt war ursprünglich entworfen worden, um Hilfsgüter für die Bevölkerung des Donbas zu sammeln. Aus irgendeinem Grund jedoch wird auf einem Banner der Seite ein Panzer mit Hammer und Sichel, der gerade die Freiheitsstatue rammt, dargestellt und im Hintergrund ist eine nukleare Explosion abgebildet.
Die Nationale Befreiungsbewegung, von Jewgeni Fjodorow begründet, einem Abgeordneten der Staatsduma, betreibt Webseiten für Kanada und Deutschland. Diese Organisation ist nicht nur virtuell tätig, sie haben auch eine Gruppe, die pro-russische Treffen in Ottawa organisieren.
Dies ist nur ein kleiner Überblick von Moskaus Informations-Expansionismus im Westen. Ich schließe nicht aus, dass die für diese Projekte vor Ort verantwortlichen Menschen mithelfen, einer Gehirnwäsche unterzogene Ausländer dazu zu bewegen, sich in die Donezker Freiwilligentruppen einzuschreiben und zu den Kriegshandlungsorten zu fahren.
Laut BBC gibt es Ausländer auf beiden Seiten.