Der 23-jährige Krimtatare Eskender Apselymow wird seit dem 3. Oktober vermisst, nachdem er seine Wohnung in Simferopol auf dem Weg zur Arbeit verlassen hatte. Er kam dort nicht an, und sein Telefon gibt keine Antwort. Schewket Namatullajew, ein Journalist auf der Krim, hat die Information verbreitet, wie der junge Mann gekleidet war, sowie eine Anfrage von seinen Eltern mit der Bitte sie anzurufen, wenn jemand etwas weiß.
Dies ist der vierte Fall von Entführung oder “Verschwindenlassen” in einer Woche, und die Sorge ist groß.
Am frühen Abend des 27. September wurden zwei junge Krimtataren aus Sarij-Su bei Bilohirsk (Belogorsk) auf der Krim entführt. Der 19-jährige Islam Dschepparow und sein 23-jähriger Cousin Dschewdet Islamow wurden in einen dunkelblauen Volkswagen-Transporter gezwungen einzusteigen und in der Richtung von Feodossija weggebracht.
Die Behauptungen der Polizei und des FSB [russischen Sicherheitsdiensts], dass sie nichts über die Entführung wissen, stoßen auf Skepsis, die durch ihr Versagen verschärft wird, die jungen Männer trotz aller Details, einschließlich der Autonummer des Kleinbusses, aufzufinden.
Hunderte von Krimtataren versammelten sich am nächsten Tag außerhalb des Elternhauses von Islam Dschepparow. Islams Vater Abdureschit Dschepparow traf am 1. Oktober den Chef der Besatzungsregierung, Sergej Aksjonow. Abdureschit Dschepparow sagt, dass alles getan wurde, um die zu Krimtataren zu Vergeltungsschlägen zu provozieren. “Auf den Dächern rund um das Gebäude, wo das Treffen stattfand, waren jede Menge Scharfschützen postiert, man sah Jeeps mit Männern mit Maschinengewehren, und in der ganzen Stadt gab es eine Menge von Soldaten.”
Zwei Tage nach der Entführung dieser beiden jungen Krimtatren sich der 25-jährige Edem Asanow am Montag, 29. September, auf den Weg zu seiner Arbeitsstelle im Prymorije-Sanatorium in Jewpatorija. Er kam dort nicht an, und alle Versuche seiner Familie, Kontakt mit ihm aufzunehmen, sind fruchtlos geblieben.
Die Bürgerinitiative Mediazona berichtete am 3. Oktober, dass vier neue Namen im angeblichen “Terrorismus”-Fall im Zusammenhang mit dem renommierten Regisseur Oleh Senzow und drei weiteren Krimern aufgetaucht sind, die alle wegen ihrer Opposition gegen die russische Annexion der Krim bekannt sind, illegalerweise nach Moskau gebracht wurden und dort seit Mai in Haft gehalten werden. Nach den Unterlagen, die Mediazona gesehen hat, erscheinen als weitere Verdächtige die Namen N. S Borkin; I. W. Sujkow, S. W. Zyryl solwie E. N. Asanow.
Auch auf das “Verschwindenlassen” von Edem Asanow geht dieser Bericht ein. Es sollte allerdings erwähnt werden, dass der Vatersname oder zumindest die mittlere Initiale unterschiedlich ist, so kann dies auch Zufall sein könnte.
Es wird immer schwieriger, in diesen Fällen von Entführungen oder “Verschwindenlassen” noch Hoffnung zu haben. Sie geschahen gleichzeitig mit einer Großoffensive gegen den Medschlis des Krimtatarischen Volkes (der Repräsentativkörperschaft der Krimtataren und Muslimen auf der Krim). Der prominente Krimtatarenführer Mustafa Dschemiljew spricht von 18 Fällen von “Verschwindenlassen” von Krimtataren, seit Russlands Invasion und Annexion der Krim im März dieses Jahres.
Die Tatsache, dass vier junge Krimtataren innerhalb einer Woche “verschwunden” sind, und vor dem Hintergrund aller anderen repressiven Maßnahmen, kann nur den Verdacht verstärken, dass die Marionettenregierung der Krim und diejenigen, die in Moskau die Fäden ziehen, die Krimtataren einschüchtern und zwingen wollen, ihre Heimat zu verlassen.