Bild: Die Donkosaken des Nikolai Djakonow marschieren durch Banja Luka © www.klix.ba
In Sarajewo wächst die Besorgnis: In der serbischen Hälfte Bosniens ist eine Gruppe von russischen Kosaken eingetroffen, von der man jetzt herausfand, dass deren Anführer eine Kosakeneinheit auf der Krim befehligt hatte.
Wie die bosnischen Grenzbehörden mitteilten, haben in der vergangenen Woche 144 Russen die Grenze nach Bosnien überschritten, und am vergangenen Donnerstag erschienen einige von ihnen in Banja Luka, der Hauptstadt der Republika Srpska, RS – der serbischen Entität innerhalb des bosnischen Staates, [Anm. d. Übers.: deren frühere Anführer, Radovan Karadžić und Ratko Mladić, z.Zt. vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag u.a. wegen des Massakers von Srebrenica ihrem Urteil entgegensehen], gekleidet in traditionelle Kosakentracht und große, schwarze Schaffell-Mützen. Wie die serbischen Behörden sagen, sind sie gekommen, um an einer russisch-serbischen Gedenkveranstaltung zu Ehren der Russisch-Serbischen Allianz im Ersten Weltkrieg teilzunehmen.
Jedoch haben Medien in Sarajewo Fotos veröffentlicht, die nahelegen, dass der Anführer dieser Kosakentruppe, Nikolai Djakonow, zuvor eine bewaffnete Kosakeneinheit angeführt hat, die sich an der Annexion der Krim beteiligt hat. [Anm. d. Übers.: zu der im Übrigen auch serbische Tschetniks ihr Scherflein beitrugen.]
Die Ankunft der Kosaken, die von der Kultusministerin der Respublika Srpska, Irena Soldat-Vujanović, übrigens als „Künstler“ bezeichnet werden, fällt in eine sensible Zeit in der bosnischen Politik: am 12. Oktober wird gewählt. Der Führer der RS, Milorad Dodik, hat erklärt, dass er, sollte er die Wahl gewinnen, die Unabhängigkeit des serbischen Territoriums von Bosnien ausrufen wird. Dieses würde eine internationale Krise über das geteilte Land auslösen, das von 1992-95 einen blutigen Krieg führte, der 100.000 Menschenleben gekostet hat.
Russische Freiwillige, unter ihnen selbsternannte Kosaken kämpften auf der Seite der Serben und waren auch in Višegrad an der Drina, einem Ort des Völkermordes an der muslimischen Bevölkerung, doch gegen sie wurden in Den Haag keine Verfahren eingeleitet.
Einer der Freiwilligen in Višegrad, ein Geheimdienstoffizier, den man als Igor Girkin oder Igor Strelkow kennt, wurde später zu einer Führungsfigur der Separatisten in der Ostukraine. Auch er hat sich am Nachspielen von Schlachten des Ersten Weltkriegs beteiligt.
Die Re-Inszenierung des Ersten Weltkriegs, an der sich Djakonows Kosaken beteiligen sollen, soll am 11. Oktober stattfinden, einen Tag vor der Wahl, bei der man auf Dodik als Sieger wettet.
Es glauben jedoch nur wenige Beobachter, dass er seine Drohung mit der Unabhängigkeit der bosnischen Serben wahr macht, denn damit hat er schon oft gedroht.
„Dodik hat kein Interesse an einer unabhängigen RS (sofern er wirklich an sie glaubt). Serbien hat auch kein Interesse daran und wird das auch nicht unterstützen, Russland ist weit weg… und das würde auch das Ende der RS, wie wir sie kennen, sein,“ sagt Sead Numanović, ein Journalisten-Veteran aus Sarajewo. „Die Schlußfolgerung – und wenn tausend Kosaken hier wären – welchen Sinn soll das haben?”
Vier Tage nach der Wahl in Bosnien wird der russische „Leader“, Wladimir Putin, in Belgrad, im benachbarten Serbien erwartet, wo er sich eine Militärparade ansehen wird.