Quelle: linksunten.indymedia.org
Dubiose pro-russische Organisation vermittelt Nazis und Kremlpropaganda an linke deutsche Initiativen und wird dabei von der LINKEN unterstützt
Heute um 18 Uhr sollte in dem vom Neuen Deutschland und linken Initativen genutzten Gebäude am Franz-Mehring-Platz 1 eine Buchpräsentation “Neonazis und Euromaidan” stattfinden. Diese Veranstaltung wurde in der “jungen Welt” am 25.6. [Link] und über den Newsletter des Bunds der Antifaschistinnen und Antifaschisten VVN-BDA beworben.
Persönlich anwesend sein sollten die Autoren Stanislav Byshok und Alexey Kochetkov, die bei der Gelegenheit auch 200 Exemplare ihres Buches an den Mann bringen wollten, das sie zuvor bereits in der russischen Staatsduma präsentiert hatten [Link]. Dabei fiel es zunächst weder der jungen Welt, noch dem VVN oder den Veranstaltern (unorganisierten Aktivisten) auf, dass es sich bei Byshok und Kochetkov um russische Neonazis und Rassisten “im Nadelstreifen” mit zahlreichen Verbindungen zur russischen rechtsextremen Szene handelt [Link]
Nachdem die Sache aufflog, distanzierte sich der VVN eilig, kurz darauf wurde die Veranstaltung von den Organisatoren abgesagt. Diese erklärten in einer Entschuldigung, dass der Kontakt zu den russischen Neonazis von Sergej Kiritschuk vermittelt wurde, dem im Berliner Exil lebenden Gründer der pro-russischen stalinistischen Organisation Borot’ba, die für DIE LINKE bei zahlreichen Veranstaltungen als Kronzeugin für eine pro-russische Auslegung des Ukrainekonflikts dient.
Am 10.7. findet in Bonn eine gemeinsame Veranstaltung von zwei linken MdBs und Kiritschuk statt [Link] – es ist leider nicht die erste Veranstaltung der LINKEN mit der dubiosen Borot’ba [Link]. Die Bonner-Veranstalter linksjugend [‘solid] und Antikapitalistische Aktion Bonn reagieren auf die Warnungen, indem sie warnende Stimmen des Faschismus bezichtigen, schieben aber gleichzeitig die Verantwortung der Bundespartei zu, die Herrn Kiritschukvermittelt hätte. Wie lange will sich DIE LINKE noch für das doppelte Spiel der rotlackierten Nationalisten missbrauchen lassen?
Distanzierung des VVN von der Veranstaltung;
versendet über den Berliner Newsletter des VVN
24.06.2014 16:40:15
Achtung !!
Wir haben aus Unwissenheit und Dummheit (so muss man es leider sagen) eine rechte Veranstaltung mit den russischen Nationalisten Stanislav Byshok und Alexey Kochetkov beworben!!!
Liebe Freund_innen und Freunde,
bitte, bitte geht nicht zu der Veranstaltung “Neonazis & Euromaidan” am Donnerstag 26. 06.2014 am Franz-Mehring-Platz 1!
Die Berliner VVN-BdA hat in ihrem Newsletter denn Veranstaltungshinweis weitergeleitet, da sie uns von Bekannten empfohlen wurde und sie obendrein im Franz-Mehring-Platz 1 stattfinden soll. Wir haben mit dieser Veranstaltung nichts zu tun und sind nicht die Veranstalterin.
Der Titel erschien uns interessant, versprach er doch Informationen aus erster Hand.
Jetzt haben uns glücklicherweise besorgte Freunde aus Deutschland und Antifas aus der Ukraine u. A. von der Rosa Luxemburg Stiftung und dem Verein Kontakte/Kontakty, darauf hingewiesen, dass die beiden Referenten Stanislav Byshok und Alexey Kochetkov russische Nationalisten und Rassisten, quasi “Nazis im Nadelstreifen” sind.
Es sind also keine fortschrittlichen Informationen über den “Ukraine-Konflikt”, keine fortschrittliche Kritik an der Swoboda Partei oder dem Rechten Sektor, sondern als Enthüllungsjournalismus getarnte nationalistische Positionierungen zu erwarten.
Hier findet ihr verschiedene Kritiker_innenstimmen, denen wir unbedingt vertrauen.
“Stanislav Byshok ist im russischen Sozialen Netzwerk vkontakte mit den prominentesten Vertretern des russ. Nazismus befreundet. Diese sind zum Beispiel Alexander Potkin (Gründer der DPNI, dem xenophoben Netzwerk außerparlamentarischer und militanter Nazis), Alexander Barkashov (Gründer und ideologischer Vater der RNE, aus der sämtliche militante Nazi-Strukturen hervorgegangen sind). Außerdem sind in seiner Freundesliste Leute aus der Jugendorganisation der Eurasischen Union, Nazi-Musiker*innen, Nazi-Publizist*innen. Zum Beispiel wird das Buch auf Modus Agendi beworben (http://modus-agendi.org, wo das Buch fett beworben wird), die eine Kampgane zur Freilassung des Nazi-Terroristen Ilja Gorachev unterstützen, der mit BORN (Abk. für Militante Organisation russischer Nationalisten) für die Ermordung prominenter Antifas wie Khutorskoj, Markelov, Baburova usw. verantwortlich ist. Das Portal feiert übrigens auch die AfD ab.”
“Aleksey Kochetkov schreibt ebenfalls für die Nazi-Seite Modus Agendi. Er war tatsächlich Chefredakteur der Nazi-Postille der Bewegung RNE “Russische Ordnung” (hier ein Bild von ihm aus jungen Jahren,http://s5.uploads.ru/t/7HhtP.jpg). Das Umfeld dieser Zeitung war seit der Spaltung unter diesem Namen weiter aktiv und war bei mehreren Russ. Märschen am 4. November beteiligt. Aus dem RNE ist Kochetkov rausgeflogen, weil er wohl mit den Staatsorganen (Putins Administration) zusammengearbeitet hat.
Auf einem weiteren Bild, siehe http://spbrne.401.su/click.php?http://uploads.ru/P5kZ3.jpg, ist derselbe Kochetkov im Jahr 2005 zusammen mit der Rechtsrock-Band Russkij Stjag zu sehen…”
“Diese beiden Typen haben also nichts, aber auch gar nichts mit progressiven Strukturen zu tun. Sie sind in einem Nazi-Umfeld groß geworden und in der Putin-Administration angekommen. Sie sind ein fester Bestandteil rechtskonservativer russ. Strukturen. Sie haben keine Berührungsängste mit militanten Nazis. Dies sind echte “Faschisten im Nadelstreif”. ”
“Stanislav Byschok, Mitglied der nationalistischen Organisation “Russkij obras”, oft auch als rechtsextrem bezeichnet. Gegen diese Organisation wurde in Bezug auf Mordanschlag auf Anwalt Markelow ermittelt. Aleksej Kotschetkow war in den 90er Jahren Chefredakteur der nationalistischen Zeitung “Russische Ordnung”, Hauptblatt der Barkaschow-Partei “Russische nationale Einheit”. Im russischsprachigen Web wird darüber diskutiert, ob die beiden “nur” Nationalisten oder doch Rechtsradikale sind, finde aber, ist schon schlimm genug. Sie haben m.E. kein Recht, als Sprachrohr der antifaschistischen Kräfte aufzutreten. Die zweifelsohne rechtsextreme Partei Swoboda muss auch im Westen stärker kritisieren werden, jedoch nicht von den Menschen, die im eigenen Land nationalistisch agieren.”
“1) Stanislaw Byshok – former meber of DPNI – Movement against illegal migration and Russkij Obraz. Also once a singer at Temozor nazi band. Here’s an entry on him at Naziwiki – http://www.streetmob.org/nazi/category/1463-stanislav-byshok 2) Alexei Kochetkow – in the 1990s was the editor of RNE (Russian National Unity) newspaper ‘Russian Order’ of Barkashow – http://via-midgard.info/…/kremlevskie-agenty-v… Later the leadership of RNE was arrested and Kochetkow was recruited bythe FSB while in prison. After release he came very close to the Kremlinexecuting small orders and abandoned street radicalism but his ideological views never changed. He is now most known to organise fake’international electoral observation mission’ which was used by the Kremlin to legitimate necessary results in places like South Ossetia,Transnistria or to recognise Yanukovych victory in 2004. He used his old connection to the European far-right like Luke Michel to invite’European observers’.”
Wir bitten vielmals um Entschuldigung für diesen schrecklichen Fehler!
Den Veranstalter fordern wir auf die Veranstaltung sofort abzusagen !
Kein Platz für Rassismus und Nationalismus!
Berliner VVN-BdA e.V.
Distanzierung der Organisatoren der Veranstaltung;
Versendet am 25.6.2014 per eMail-Rundschreiben.
Hervorhebungen durch eugen1979.
Liebe Leute,
Aus der mail:
“Stanislav Byshok und Alexey Kochetkov [sind] russische Nationalisten und Rassisten, quasi ‘Nazis im Nadelstreifen’ […]. Es sind also keine fortschrittlichen Informationen über den “Ukraine-Konflikt”, keine fortschrittliche Kritik an der Swoboda Partei oder dem Rechten Sektor, sondern als Enthüllungsjournalismus getarnte nationalistische Positionierungen zu erwarten.” (Die ganze mail mit weiteren Einzelheiten findet ihr weiter unten.)
Diese Vorwürfe haben uns dazu bewogen, die Veranstaltung nicht stattfinden zu lassen.
Bitte entschuldigt die Situation und leitet diese Information weiter.
Noch etwas dazu von uns als Organisatoren:
Sergei von der Borotba hat die Autoren persönlich kennengelernt und hielt sie einfach für gut informierte Bürgerliche, die ein spannendes Buch geschrieben haben. Auf ihn wirkten sie nicht rechts oder nationalistisch/rassistisch oder dergleichen.
Ich, [NAME ENTFERNT- EUGEN1979], nicht organisiert, kenne die Autoren nicht, aber ich habe das Buch zur Hälfte gelesen und kann nur sagen, dass es sich mit dem deckt, was ich anderswo gelesen habe, und dass das Buch keine nationalistisch zu deutenden Positionierungen bietet.
Eine google-Anfrage zu den Autoren ergab lediglich Informationen zu der GUS-Wahlbeobachter-Organisation, in welche beide involviert sind bzw. waren (was auch als Information auf dem Buchrücken zu finden ist), und das war für uns kein Anlass oder gar Grund, die Anfrage der Autoren, ihnen eine Buchpräsentation zu ermöglichen, abzulehnen.
Diese Vorwürfe hingegen, die uns nun erreicht haben, nehmen wir selbstverständlich ernst, und werden anstelle der Veranstaltung die Autoren mit den Vorwürfen konfrontieren.
Es folgt die gestrige Rundmail.
Wir fragen uns: Ist es wirklich glaubwürdig, dass ein erfahrener politischer Aktivist wie Sergej, der seit Jahren in der postsowjetischen politischen Szene aktiv ist [Link], Organisationen und Parteien gründete und international aktiv war, nichts von dem Hintergrund der von ihm an die deutsche Linken vermittelten Nazis ahnte?
Wie bereits berichtet, ist seine Organisation Borot’ba immer wieder durch sexistische, antisemitische und homophobe Ausrutscher und Mitglieder aufgefallen [Link], Treffen zwischen Kiritschuk und dem in Belgien lebenden Holocaust-Leugner Schamir sind fotografisch belegt [Link]. Die antiautoritäre Linke der Ukraine hat sich von ihm losgesagt [Link], dies dokumentiert inwzischen auch die Rosa-Luxemburg-Stiftung [Link]. Gleichzeitig tritt er bei zahlreichen Veranstaltungen der LINKEN als Diskussionspartner auf, und wird als Kronzeuge für den Ukraine-Krieg präsentiert, u.a. in Aachen [Link], Hamburg [Link], NRW [Link] und auf Bundesebene [Link].
Wie lange will sich die parlamentarische und außerparlamentarische Linke noch missbrauchen lassen?
Nachbemerkung des Übersetzer und Aktivisten-Kollektivs eugen1979: Es ist richtig und wichtig, dass man sich mit den Militaristen und Nationalisten auseinandersetzt, die den Maidan unterstützten, aber man darf dann auch nicht so naiv sein, und sich von den Militaristen und Nationalisten des Anti-Maidan einspannen zu lassen, nur weil sich diese einen roten Stern aufgeklebt haben! Klar ist es nicht leicht, sich in komplexe Konflikte in anderen kulturellen Regionen einzuarbeiten, gerade wenn man keine Sprachkenntnisse, nur wenige Kontakte dorthin besitzt, und diese Region selbst noch nicht besucht hat. Aber gerade dann muss man doppelt vorsichtig sein, auf welches Pferd man setzt. Denn eine “Linke”, die aufhört, emanzipiert und zu kritisch zu sein, sondern lediglich ideologisch-reflexiv auf das Weltgeschehen reagiert – die hat die Bezeichnung “links” wahrlich nicht mehr verdient.
Zusammenfassung der wichtigsten Links:
- Ankündigung der Veranstaltung in der jungen Welt
- Ein linkes Blog warnt vor den “Nazis im Nadelstreifen”
- Artikel der Rosa-Luxemburg-Stiftung über den Konflikt in der linken Szene der Ukraine
- Warnung vor dem Militarismus und Nationalismus der Borot’ba auf Indymedia
- Artikel ukrainischer Nihilisten über die Entwicklung der Borot’ba
- Flugblatt von Alexandr Wolodarskij, ukr. Künstler, Anarchist und ehemaliger Politgefangener
- Gemeinsame Veranstaltung der Borot’ba mit den linken MdBs Hunko und Neu in Bonn am 10.7.
- Kritische Reflexion eines Occupy WEF-Aktivisten über das Scheitern der internationalistischen Linken