Kyiv Post vom 22. Mai 2014 – Iana Koretska – Übersetzung aus dem Englischen
Die Hausfrauen auf der Krim warendie ersten, die die härteren Realitäten des Lebens unter Russland zu spüren bekamen, denn die Lebensmittelpreise sind um 20 bis 50 Prozent in die Höhe geschossen.
Fleisch, Fisch, Kartoffeln und Brot erlebten die größten Preissteigerungen. Zum Beispiel hat sich der Preis für Schweinefleisch verdoppelt, es kostet jetzt fast 8 Euro pro Kilogramm, während es in Kyiw 3,60 € kostet.
Tetjana Hetman, Marktanalystin für die Nachrichtenagentur APK-Inform, sieht keine Preissenkungen vorher. “Das Fleisch auf der Krim wird teurer werden als in Russland, da die Preise mindestens um weiter 10-20 Prozent steigen, wenn es aus Russland importiert wird,” sagte sie.
Das ist eine schlechte Nachricht für die Krimtataren, denn Milch-und Fleischprodukte machen etwa zwei Drittel der Nahrungsmittel von Haushalten aus.
Der Statistische Dienst der Krim berichtet jedoch nur einen 5,7-prozentigen Anstieg der Lebensmittelpreise für Ende April, was den Gesamtverbraucherpreisindex um 3,9 Prozent im Monatsvergleich erhöht.
Die Einzelhandelsgeschäfte auf der Krim kauften früher Lebensmittel-Produkte in der Ukraine und lieferten sie auf die Halbinsel, aber russische Produkte erweisen sich als 40 Prozent teurer, die erhöhten Transportkosten nicht mitgerechnet.
Russland versuchte, den Transport von ukrainischen Lebensmitteln auf Lastwagen auf die Krim am 17./18. Mai zu verbieten, aber man musste das Verbot zur Vermeidung einer Hungersnot auf der Halbinsel aufheben, wie ein Vertreter eines großen Einzelhändlers gegenüber der Kyiv Post mitteilte. Er wollte jedoch seinen Namen nicht nennen, weil es nach der PR-Strategie seines Unternehmens nicht möglich sei, die Geschäftsbedingungen auf der Krim zu kommentieren
Die Menschen haben es aber bemerkt.
“Die Regale mit Milchprodukten und Süßwaren sind leer; die Preise für Fleisch sind doppelt so hoch,” sagte der Rentner Anton Iwanow, der nicht glücklich über die überteuerten russischen Lebensmittel ist, weil seine Rente “viel niedriger als die russische” sei.
Teure Lebensmittel sind jedoch nicht das einzige Problem von Personen mit Wohnsitz auf der Krim. Nachdem Russland die Halbinsel im März besetzte, schlossen alle in der Ukraine registrierten Banken ihre Niederlassungen auf der Krim. Kleine russische Banken sind zwar geöffnet, können aber die Lücke nicht füllen.
Unterdessen steht der Krimer Igor Jewtuschenko auf einer Warteliste auf Platz 702, um die Rechnungen für seinen Haushalt zu bezahlen. Für so ein einfaches Verfahren hat er schon zwei Wochen aufgewendet. “Die ukrainischen Banken sind geschlossen und die russischen sind noch nicht geöffnet. Es ist ein komplettes Chaos,” sagte Jewtuschenko.
Die Preise für Versorgungsleistungen auf der Krim sind bisher gleich geblieben. Doch fürchten Arbeitnehmer mit niedrigem Einkommen auch hier Preissteigerungen.
Weitere Änderungen sind ebenfalls bedrohlich. Die Preise für viele Medikamente haben bewirkt, dass viele Menschen sich eine wirksame medizinische Behandlung nicht mehr leisten können. “Die Preise stiegen, und uns fehlen viele importierte Medikamente, die früher häufig gekauft wurden. Und wir wissen nicht, wann wir sie wieder in unserer Apotheke haben,” sagte eine Apothekerin, die aus Angst vor der Verlust ihres Arbeitsplatzes ihren Namen nicht nennen will.
“Wir leben in einer totalen Unsicherheit; die Regeln ändern sich sehr schnell. Die Unternehmen warten ab, was passiert. Um jedes Risiko zu vermeiden, ziehen sie es vor, nichts zu tun,” sagte Wilor Osmanow, Geschäftsführer der “Crimea International Business Association” (CIBA).
Nach der Annexion der Krim schlossen nach Angaben der CIBA die meisten internationalen Unternehmen. Darunter sind die Fast-Food-KetteMcDonalds, die Restaurant-Kette SushiYa, die Bekleidungsgeschäfte Bershka, Stradivarius und Zara sowie das Marktforschungsunternehmen GfK. Der Energieriese Shell hat die Verhandlungen über Bohr-Projekte im Schwarzen Meer eingestellt.
Auch die Weingüter auf der Krim erwägen den Umzug von der Halbinsel auf das ukrainische Festland, von wo ohnehin etwa 30-40 Prozent ihrer Traubenerträge kommen.
Das Business-Umfeld auf der Krim wird sogar noch komplizierter, da alle finanziellen Transaktionen durch russische Banken mindestens drei Tage dauern. Waren aus der Ukraine werden sowohl von der Ukraine als auch von Russland mit der Mehrwertsteuer besteuert.
Eine wichtige positive Veränderung auf der Krim ist der Rückgang der Benzinpreise. A-95, die beliebteste Benzinsorte, kostet 19 Prozent weniger als in Kyiw, jedoch erhöhten die öffentlichen Verkehrsbetriebe in Simferopol die Fahrpreise 2,75 auf 3,30 Hrywnia (16 Cent bzw. 30 Cent)
Quelle: http://www.kyivpost.com/content/business/crimeans-get-russian-price-shock-348955.html