Sieben Gründe, weshalb der Ukrainekonflikt eigentlich eine russische Invasion ist
Von Anbeginn haben Medien und Behörden des Kremls versucht, den Krieg in der Ukraine als einen inländischen Konflikt darzustellen, an dem Russland keinen Anteil hat. Obwohl westliche Medien die breite russische Unterstützung für die sog. Separatisten nicht verschweigen, tragen sie durch den Gebrauch der Ausdrücke, wie “Rebellen” oder “Regierungstruppen”, unabsichtlich zur Bürgerkriegslegende des Kreml bei. Dies ist verständlich, denn dieser konstruierte Konflikt soll wie ein Bürgerkrieg aussehen, bei dem Russland seine Beteiligung abstreitet, mit Ausnahme der “Freiwilligen” im Urlaub, die sich entschieden haben, für die “Separatisten” im Donbas zu kämpfen. Doch es gibt Fakten, die zeigen, dass der Krieg kein interner Konflikt ist.
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1. Er wurde von russischen Medien in Gang gesetzt
Bereits als die Euromaidan Proteste begannen, haben kremlnahe Medien Propaganda-Lawinen losgelöst, mit dem Ziel, die Protestierenden in Verruf zu bringen. Ihnen wurde unterstellt, dass sie vom Westen unterstützt werden. Es wurde die Rolle der rechtsradikalen Gruppen übertrieben. Geschichten von “faschistischen Gräueltaten” und Fehler der neuen Staatsgewalt, z. B. der hastig erfolgte Widerruf des Gesetzes welches der russischen Sprache einen privilegierten Status gewährt hat, entfachten die pro-russischen Proteste im mehrheitlich russisch-sprachigen Südosten der Ukraine. Anschließend nutzten pro-Putinsche Medien die Tragödie von Odesa, die Aufständen in Mariupol und den Tot von Zivilisten durch ukrainischen Beschuss um die Stimmung weiter zu befeuern. Auch wenn die Zivilisten starben, weil Terroristen sie als menschliche Schutzschilder missbrauchten. Die verfälschende Berichterstattung hat Freiwillige im Donbas und in Russland für die Separatisten mobilisiert. Ohne das Propagandafeuer der russischen Medien wäre der militärische Konflikt wohl gar nicht erst entstanden.
Abbildung: Eine Reklametafel auf der Krim, nachdem russische Truppen die Halbinsel eingenommen hatten. Sie wirbt für das illegale Referendum vom 16. März 2014: “Am 16. März wählen wir – [Krim mit Hakenkreuz] oder [Krim mit russischer Flagge]”. Ähnliche Plakate hängen in den Gebieten der separatistischen “Republiken”.
2. Ein ehemaliger FSB-Oberst 'hat den Auslöser des Krieges gedrückt'
Die pro-russischen Aufstände in Charkiw, bei denen es den Protestierenden gelungen war, das Administrationsgebäude zu besetzen, sind Heute eine Fussnote in der Geschichte der Vorkriegszeit. Was die “Rebellion” in Donezk hiervon unterscheidet, ist die Gruppe von maskierten Männern, die plötzlich durch den Donbas marschierte und Polizeigebäude besetzte, um an Waffen zu gelangen. Igor “Strelkow” Girkin, ehemaliger “Verteidigungsminister” der “DVR” (Donezker Volksrepublik), gab in einem Interview mit russischen Medien im November 2014 zu er wäre derjenige, der “den Auslöser zum Krieg [im Donbas] gedrückt” hätte, indem er eine Einheit auf der Krim geschaffen hatte, bestehend aus Russen und einheimischen Freiwilligen:
“Ich war derjenige, der den Auslöser zum Krieges gedrückt hat. Wenn unsere Einheit die Grenze nicht überschritten hätte, hätte alles so geendet, wie zuvor in Charkiw oder Odesa – mehrere Dutzend Tote, Verletzte mit Verbrennungen und ein paar Verhaftete. Und das wäre das Ende gewesen… Es war praktisch unsere Einheit, die den anhaltenden Krieg in Bewegung gebracht hatte.”
3. Die 'Gründungsväter' der Donezker Republik waren Russen
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Zwei Russen (eigentlich Moskauer) bildeten die Basis der sog. DVR – der zuvor erwähnte Igor Girkin und Alexandr Borodai, der erste Zivilanführer der Republik. Anscheinend haben diese zwei Eindringlinge eine ziemlich lange gemeinsame Vergangenheit, in der sie für den russischen Expansionskurs eintraten, und für die Rückkehr zum Kalter Krieg, als dieser noch nicht Mainstream war. Sie haben berufliche Verbindungen zum russisch orthodoxen Oligarchen Konstantin Malofejew, der offen von einem erneuerten russischen Reich träumt. Später waren die zwei Moskauer gezwungen, den Donbas zu verlassen, während, laut russischen Quellen, Vertreter des Kremls die direkte Kontrolle des Gebiets übernahmen. Man behielt jedoch, als Feigenblatt, den ukrainischen Staatsbürger Zachartschenko als so genannten Premierminister der DVR. Viele führende Figuren der DVR sind russische Staatsbürger.
4. Russland speist den Krieg seit Sommer 2014
Zu diesem Zeitpunkt könnte man meinen, der Konflikt sei ein privates (jedoch immer noch russisches) Unternehmen, wenn da nicht der stete Fluss an Waffenlieferungen über die russische Grenze stattfände. Die Zufuhr begann im Juni, nachdem Terroristen die meisten ukrainischen Checkpoints entlang der russischen Grenze erobert hatten, und diese so unüberwachbar gemacht hatten. Einerseits gibt es wenig Beweise für die Vorwürfe der ukrainischen Seite und der NATO, dass russische Waffenlieferungen die Grenze passieren. Andererseits wird Mitarbeiter der OSZE (Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa) der Zutritt zu diesen Grenzposten weiterhin verweigert. Außerdem gibt es einige überzeugende Spuren im Internet, die zeigen wie russische Kampffahrzeuge zuerst in Russland gesichtet worden und danach im Donbas. Auch das BUK System, von dem angenommen wird, dass es das MH-17-Flugzeug abgeschossen hat. Einige moderne Kampffahrzeuge und Waffen aus russischer Produktion, welche in der Ukraine nachweislich gesichtet wurden, waren nie im Bestand der ukrainischen Streitkräfte.
5. Russische Artillerie beschoss ukrainische Truppen über die Grenze hinweg
 
Während der ersten unverdeckten Kriegshandlung im Juli 2014, eröffneten russische Artillerie das Feuer auf ukrainische Truppen, welche versuchten die Grenze zu sichern. Die Angriffe sind in einer Vielzahl von Videos und Posts in sozialen Medien dokumentiert, welche durch die Journalisten der open-source Investigativplattform “Bellingcat” gesammelt wurden. Die Artillerieangriffe verursachten große Verluste auf ukrainischer Seite und führten zum Rückzug der Truppen aus dem Grenzgebiet Richtung Westen.
Image: released by NATO
6. Russische Truppen kämpfen seit August im Donbas
Neben dem offensichtlichen Einsatz von russischen Truppen bei der Besetzung der Krim, gab es mehrere Einsätze russische Truppen innerhalb der Ukraine. Wohl am auffallendsten im August 2014, als die Verteidigungslinie der “Separatisten” unter einer ukrainischen Offensive wankte. Russische Verbände überschritten die Grenze, waren am Massaker von Ilowajsk beteiligt und nahmen die Stadt Nowoasowsk im Süden ein. Dies wurde von ukrainischen und westlichen Quellen bestätigt. Der deutlichste Beweis jedoch sind die zahlreichen Berichte von russische Soldaten die in der Ukraine verletzt oder getötet wurden. Die Gesamtzahl beträgt wohl mehrere Hunderte. Und vor kurzem wurde die Geschichte einesPanzerschützen bekannt, der aus dem russischen Östlichen Sibirien stammt. Er hat mit seiner Panzereinheit die Grenze passiert hat, um bei der Offensive in Debalzewe mit zu kämpfen.
7. Die 'lokalen Rebellen' sind keineswegs so lokal, wie sie erscheinen
Trotz all der oben erwähnten Einzelheiten kann man immer noch argumentieren, dass Russland lediglich eine lokale Rebellion unterstützt. Doch bestehen, bei näherer Betrachtung , die Streitkräfte der “Noworossija” zu einem großen Teil aus russischen Staatsangehörige, oftmals in Russland rekrutiert und ausgebildet. Verhöhre von Gefangenen und Berichte dieser “Rebellen” enthüllen, dass Russland neue Einheiten bildet, diese trainiert, mit Waffen ausstattet und sie manchmal sogar kommandiert. Es gab auch zahlreiche Meldungen, dass die Anzahl lokaler Freiwilliger alarmierend niedrig sei. Allerdings ist es aktuell unmöglich herauszufinden, wie viele der “Rebellen” wirklich ukrainische Staatsbürger sind.
Welche Art Krieg ist es denn nun?
Der andauernde Konflikt in der Ukraine hat seinen Kriegsgrund in der russischen Propaganda und wurde von in Russland formierten Einheiten in Gang gebracht. Er wird mittlerweile von russischen Staatsangehörigen kommandiert und mit russischen Waffen und Panzern betrieben. Es sind russische Artillerie-Einheiten und Kampfverbände direkt involviert. Hinzu kommen massenweise “Freiwillige” aus Russland. Wenn man all diese Fakten in Betracht zieht, ist es nicht mehr möglich, diesen Krieg Russlands gegen die Ukraine einen einen internen Konflikt zu nennen. Auch wenn es nach russischem Wunsch so aussehen soll.
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