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Kaukasuskrise — Putin, Kadyrow und die Ukraine

von: Vitaliy Portnikov, RFE/RL

Die hysterische Reaktion Ramsan Kadyrows auf die Vorfälle, die am Abend vor Wladimir Putins Rede an die Nation in Grosny stattfanden, weisen noch mehr als die Kämpfe in der tschetschenischen Hauptstadt selbst darauf hin, dass wir es mit einer neuen Runde von Spannungen im Nordkaukasus zu tun haben.

Es scheint, dass der Kampf zwischen den tschetschenischen Sicherheitskräften und den Aufständischen beendet ist. Es wäre an der Zeit, über Stabilität und Frieden zu reden. Kadyrow kann sich jedoch nicht im Zaum halten. Er drohte, die Häuser der Familien mutmaßlicher Rebellen zu zerstören und sie aus Tschetschenien auszuweisen (und das obwohl sie die Republik so bald wie möglich verlassen werden). Er droht sogar ukrainischen Parlamentariern, die es wagten, die Situation in Tschetschenien mit der Situation in den besetzten Gebieten in der Ukraine zu vergleichen. In der Zwischenzeit geht der Vergleich klar  zu Ungunsten Kadyrows aus. Einerseits kämpft er für die territoriale Integrität Russlands und ist bereit Mitbürger, die die Unabhängigkeit Tschetscheniens befürworten, zu zerstören. Andererseits entsendet er tschetschenische Streitkräfte, um gegen die territoriale Integrität der Ukraine zu kämpfen und andere Aufständische zu unterstützen. Wo bleibt die Logik?

Und doch gibt es hier eine Logik. Kadyrow ist Putins Vasall, der bereit ist, jeden Befehl des Herrn im Kreml auszuführen. Das ist mehr als logisch. Das ist unausweichlich. Wenn Putin geht, dann wird Kadyrows Regime entweder durch einen neuen russischen Präsidenten ersetzt oder von einem Bürgerkrieg in Tschetschenien weggefegt werden. Die Umstände für einen solchen Krieg waren auch schon früher gegeben. Sie haben sich jedoch durch die neue, instabile Lage nur noch verstärkt. Die Kämpfe in Grosny sind nur die ersten Regentropfen auf dem glühend heißen Dach neuer Zusammenstöße in der seit langem notleidenden Republik.

Kadyrow hat in Tschetschenien die Diktatur einer Person errichtet. Nur durch die Macht der Diktatur und durch die Unterstützung seines eigenen Clans aus Zentoroi ist es ihm gelungen, den Widerstand der Anhänger der Unabhängigkeit und die Opposition der Vertreter anderer Clans, einschließlich der Moskautreuen, zu unterdrücken. Doch eine solche Diktatur ist nur durch die Beziehung zu einem stärkeren Zentrum möglich. Was in Grosny passierte, hat gezeigt, dass Kadyrows Feinde nicht mehr länger von Putins Macht überzeugt sind, auch nicht von den Möglichkeiten seines Vasallen. Ansonsten wäre es ihnen nicht gelungen, eine so waghalsige Operation ausgerechnet am Abend vor einem für Putin und Kadyrow so wichtigen Ereignis auszuführen.

Die Tatsache dass jede Krise in Russland unausweichlich zu einer Destabilisierung des Kaukasus führt, ist nichts Neues. Was jedoch neu und erwähnenswert ist, ist die Tatsache, dass Putin, der sich als Erzfeind des Separatismus dargestellt hat, auch der Hauptsponsor des Separatismus ist. Dieses Faktum könnte ein weiteres hartes Durchgreifen Kadyrows untergraben. Niemand kann den Tschetschenen erklären, warum (Separatismus) für die Krim und den Donbas zulässig sein soll, nicht jedoch für sie.

Putin und Kadyrow haben ihr eigenes Glashaus mit den schweren Steinen der Kurzsichtigkeit zerstört.

Vitaliy-Portnikov_avatar-75x75Autor: Vitaliy Portnikov, RFE/RL

Quelle: RFE/RL, Euromaidan Press (englisch)

Übersetzung: Euromaidan Press auf Deutsch

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