Copyright © 2021 Euromaidanpress.com

The work of Euromaidan Press is supported by the International Renaissance Foundation

When referencing our materials, please include an active hyperlink to the Euromaidan Press material and a maximum 500-character extract of the story. To reprint anything longer, written permission must be acquired from [email protected].

Privacy and Cookie Policies.

Die Tötung des Journalisten Weremyj: Kyiwer Gericht lässt einen der Hauptverdächtigen frei

Einer der Tituschki [von der Regierung gedungene Schläger], der zugegeben hat, Wjatscheslaw Weremyj während eines Angriffs geschlagen zu haben , bei dem der Journalist an einer Schusswunde starb, wurde nur wegen in einer Gruppe begangenen Rowdytums [Hooliganismus] angeklagt, trotz des Ausmaßes der Gewaltanwendung und der Tatsache, dass für die Angriffe, Entführungen, usw. Geld bezahlt wurde.

Der Journalist Wjatscheslaw Weremyj starb während der blutigen Tage gegen Ende der Euromaidan-Proteste. Sein Taxi wurde spät in der Nacht von “Tituschki angehalten, er wurde geschlagen und starb nach einem Schuss ins Herz.

Der erste Prozess gegen einen der Tituschki

Am 15. Oktober setzte das Schewtschenkiwskijer Bezirksgericht in Kyiw Jurij Krysin vorläufig auf freien Fuß – ihm wird lediglich vorgeworfen, Weremyj geschlagen, nicht aber ihn getötet zu haben. Der verdächtigte Drahtzieher, Dsalal Alijew, alias ‘Dagestaner Dima’, der den Auftrag erteilt haben soll, hält sich immer noch versteckt. Die Entscheidung des Gerichts und die Tatsache, dass das Gericht in geheimer Sitzung seine Freilassung angeordnet hat, verursachte am Mittwoch große Wut unter den im Gerichtsgebäude anwesenden Beobachtern, darunter auch Weremyjs Mutter Jekaterina Arkadjewna,  wie die Zeitung Wjesti berichtete, bei der Weremyj gearbeitet hat.

Krysin, der 41-jährige Chef einer Sicherheitsfirma, gesteht seine Schuld. Nach Angaben von Weremyjs Mutter war Krysin zunächst in einem Untersuchungshaftzentrum festgehalten worden, aber die Untersuchungshaft wurde in Hausarrest umgewandelt, nachdem er im Untersuchungsgefängnis Drohungen erhalten. Er befindet sich jetzt bis zum Prozess auf freiem Fuß. Der Richter war offenbar nicht der Auffassung, dass eine Person, die gestanden hat, jemanden mit einem Baseballschläger geschlagen zu haben, eine Gefahr für die Gesellschaft darstellt.

Eine Reihe von Euromaidan-Sympathisanten war im Gerichtsgebäude anwesend und zeigte sich empört darüber, dass das Gericht auf Antrag der  Staatsanwaltschaft entschied, die Verhandlung hinter verschlossenen Türen abzuhalten. Witalyij Titytsch, der Anwalt der Mutter Weremyjs, sagte, dass nicht klar sei, welche Informationen eigentlich nicht für die Öffentlichkeit geeignet gewesen sein sollen. Möglicherweise könnten die vor Gericht vorgebrachten Erkenntnisse Krysin mit anderen Verbrechen während des Euromaidan in Verbindung gebracht werden. Derzeit wird darüber beraten, die Anhörungen öffentlich weiterzuführen, aber erst nach diese “Geheiminformationen” bekannt gegeben werden.

Es ist theoretisch möglich, dass die bei dem Verfahren erörterten Informationen für eine öffentliche Anhörung in diesem Fall zu brisant sind, weil dies Rückschlüsse auf die Rolle des Hauptverdächtigen in Bezug auf andere Verbrechen zulässt – es gibt jedoch wenig Hinweise, die insofern optimistisch stimmen.

Derzeit steht Krysin unter Anklage wegen “durch eine Gruppe begangenen Rowdytums in Verbindung mit der Zufügung von Körperverletzung”. Dies steht mit bis zu fünf Jahren Gefängnis unter Strafe. Dieser Prozess ist das erste Gerichtsverfahren wegen Verbrechen während Euromaidan, und Titytsch ist davon überzeugt, dass die Anklagepunkte geändert werden sollten. Er erklärt, dass “Rowdytum” nicht alle Umstände dieses Verbrechens umfasst, insbesondere die Tatsache, dass der Täter Geld dafür bekam.

Tituschki

Der Begriff “Tituschki” [von der Regierung bezahlte Schläger] entstand im Mai 2013 – nach dem Namen eines Body-Building-Schlägers, der die Journalistin Olha Snyzartschuk vom 5. Kanal und ihren Mann Wlad Sodel geschlagen hatte.

Das Auftreten der Tituschki während des Euromaidan war weit verbreitet und unheimlich: Tituschki haben Menschen entführt, sie zusammengeschlagen und in einigen wenigen Fällen getötet. Es gibt starke Beweise für ihre enge Zusammenarbeit mit der Bereitschaftspolizei Berkut, und es wird auch angenommen, dass Tituschki manchmal als Euromaidan-Demonstranten verkleidet angriffen oder Ärger provozierten. In diesem Video wird ein Maidan-Verteidiger von einem der Tituschki erschossen.

Die Tituschki arbeiteten eng mit der Bereitschaftspolizeitruppe Berkut und den Behörden zusammen, z.B. in Dnipropetrowsk, Saporischschja, Tscherkassy und anderen Städten. Dieses Video hier zeigt, wie Tituschki Schilder und Waffen aus dem Inneren des Dnipropetrowsker Verwaltungsgebäudes einsammeln.

Die Titushki verprügelten Journalisten und Bürgeraktivisten bei einer Reihe von Gelegenheiten.

Wjatscheslaw Weremyj

Wjatscheslaw Weremyj fuhr mit am Mittwoch, 19. Februar gegen 1 Uhr morgens zusammen zusammen mit Alexej Lymarenko, einem IT-Spezialisten seiner Zeitung Wjesti.ua i einem Taxi. Als der Wagen an einer Ampel im Zentrum von Kyiw anhielt, begannen einige maskierte Tituschki mit Schlagstöcken und Waffen das Auto zu schütteln und warfen Molotow-Cocktails hinein. Die Männer wurden herausgezerrt, geschlagen und Weremyj erhielt einen Schuss in die Brust.

Weremyj hatte nach längerer Krankheit gerade erst wieder zu arbeiten begonnen. Er war zuvor am 20. Januar auf der Hruschevskij-Straße verletzt worden und hatte die Sehkraft eines Auges teilweise verloren.

Weremiyj war verheiratet und hatte einen vier Jahre alten Sohn.

Autorin: Halya Coynash

Quelle: Charkiwer Menschenrechtsgruppe

Übersetzung: Euromaidan Press auf Deutsch

You could close this page. Or you could join our community and help us produce more materials like this.  We keep our reporting open and accessible to everyone because we believe in the power of free information. This is why our small, cost-effective team depends on the support of readers like you to bring deliver timely news, quality analysis, and on-the-ground reports about Russia's war against Ukraine and Ukraine's struggle to build a democratic society. A little bit goes a long way: for as little as the cost of one cup of coffee a month, you can help build bridges between Ukraine and the rest of the world, plus become a co-creator and vote for topics we should cover next. Become a patron or see other ways to support. Become a Patron!
Total
0
Shares
Related Posts