Copyright © 2021 Euromaidanpress.com

The work of Euromaidan Press is supported by the International Renaissance Foundation

When referencing our materials, please include an active hyperlink to the Euromaidan Press material and a maximum 500-character extract of the story. To reprint anything longer, written permission must be acquired from [email protected].

Privacy and Cookie Policies.

Der französische Philosoph Bernard-Henri Lévy: „Europas Herz schlägt in Kiew“

von Boris Klimenko (Kiew), 9. Februar 2014

Bernard-Henri Lévy (BHL), Journalist, Publizist und Persönlichkeit des öffentlichen Lebens in Frankreich, ist nach Kiew gekommen, um die ukrainische Protestbewegung zu unterstützen. Im Interview mit Radio France International (RFI) erklärt er, dass er von der offiziellen Haltung Europas enttäuscht ist und der russischen Regierung gegenüber ein Gefühl der „Abscheu“ hegt.

RFI: Sie haben in Ihrem Leben viele Brand- und Gefahrenherde der Welt aufgesucht und sind nun in die Ukraine gekommen. Kann man daraus schließen, dass sie das Land als einen nicht weniger gefährlichen Brennpunkt einstufen?

BHL: Nein, das ist die Anerkennung dessen, dass die Ereignisse hier in der Ukraine von erstrangiger Bedeutung für Europa, Frankreich und die ganze Welt sind. Weil Europas Herz in Kiew schlägt, weil zum heutigen Tage die Ukrainer die besseren Europäer sind, weil der europäische Geist in der Ukraine lebt.

RFI: Entspricht die Logik der Ereignisse in der Ukraine jener des Arabischen Frühlings? Oder handelt es sich hierbei bereits um ein anderes Niveau, da doch das ukrainische Volke lange vor dem Arabischen Frühling seine eigene Farbrevolution durchgesetzt hatte?

BHL: Es handelt sich um die zweite Revolution in der Ukraine – das ist der erste große Unterschied zum Arabischen Frühling. Und es ist eine europäische Revolution, also eine ganz andere Geschichte.

RFI: Als Berater des einen Präsidenten und guter Bekannter des anderen konnten Sie Einfluss auf die Beteiligung Frankreichs an der Beilegung der Krisen in den Ländern mit traditionell französischer Anwesenheit nehmen. Sind sie in der Lage, nach solch kurzem Studium der Situation in der Ukraine, Einfluss auf die französische Regierung auszuüben, um diese zu einer härteren Haltung gegenüber der momentanen ukrainischen Führung zu bewegen?

BHL: Vor allem möchte ich meinen Mitbürgern meine Gefühle und meine Entrüstung in dieser Angelegenheit übermitteln können. Meine Entrüstung über Europas Feigheit und meine Gefühle gegenüber den Protestierenden auf dem Maidan – das würde ich gern mit meinen Landleuten teilen, sowohl mit den einfachen Franzosen als auch mit den Vertretern meiner Regierung.

RFI: Ist das Phänomen des Arabischen Frühlings eventuell eine gut inszenierte Aktion, um den Islam in seinen natürlichen Grenzen zu halten? Während das Volk gegen seine „Unterdrücker“ kämpft, haben die Anhänger des Islam-Vormarsches in Europa und im Westen allgemein, darunter auch die „Dschihadisten“, keine Zeit, sich damit zu befassen, da eigene Probleme zu lösen sind, insbesondere das der Trennung von Kirche und Staat.

BHL: Meiner Meinung nach sollte man jeder Verschwörungstheorie mit Vorsicht begegnen, da die arabischen Revolutionen vom Volk selbst ausgingen, das war eine Bewegung von innen heraus. Niemand hat sie inszeniert, niemand hat irgendwelche Schritte anstelle des Volkes unternommen. Sie haben ihre eigene Logik.

RFI: Ist Ihnen bekannt, wie Ihre Ideen in Russland und in den Republiken der ehemaligen UdSSR aufgenommen werden?

BHL: Ich weiß nicht, welche meiner Ideen man in Russland kennt. Ich verehre die russische Kultur sehr, aber gleichzeitig und genauso sehr verabscheue ich die derzeitige Regierung in Russland.

Quelle: http://www.russian.rfi.fr/ukraina/20140209-bernar-anri-levi-serdtse-evropy-betsya-v-kieve

Übersetzung aus dem Russischen: Olha Poberezhna

You could close this page. Or you could join our community and help us produce more materials like this.  We keep our reporting open and accessible to everyone because we believe in the power of free information. This is why our small, cost-effective team depends on the support of readers like you to bring deliver timely news, quality analysis, and on-the-ground reports about Russia's war against Ukraine and Ukraine's struggle to build a democratic society. A little bit goes a long way: for as little as the cost of one cup of coffee a month, you can help build bridges between Ukraine and the rest of the world, plus become a co-creator and vote for topics we should cover next. Become a patron or see other ways to support. Become a Patron!
Total
0
Shares
Related Posts